Berlin Contemporary Wettbewerb: Diese 5 neuen Labels gehören zu den Gewinner:innen

© Ioannes
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Bereits zum sechsten Mal zeichneten die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe / Projekt Zukunft und der Fashion Council Germany im Rahmen des BFW-Konzeptwettbewerbs in der Kategorie Berlin Contemporary 19 Show- und Präsentationskonzepte aus. Die prämierten Labels erhalten jeweils 25.000 Euro Preisgeld und präsentieren ihre Kollektionen für Frühjahr/Sommer 2026 im Rahmen der Berlin Fashion Week. 

Fünf Labels sind in dieser Saison neu auf dem Schauenplan mit dabei: Buzigahill (Uganda), David Koma (Großbritannien), Gerrit Jacob (Deutschland), Ioannes (Deutschland) und Orange Culture (Nigeria). Wir stellen die Neuzugänge vor. 

Buzigahill'

Das in Kampala, Uganda, ansässige Label Buzigahill wurde 2022 von Designer Bobby Kolade gegründet und versteht sich als unmittelbare Antwort auf die negativen Auswirkungen von Secondhand-Kleidung auf die lokale Textilindustrie. Was passiert mit der ungewollten und überschüssigen Kleidung aus Europa, Nordamerika und Asien, die in Ländern des Globalen Südens, wie eben Uganda, landet? Die Kollektionen von Buzigahill thematisieren diese Praxis und die daraus resultierende Verantwortung kritisch. Den Textilabfall aus zweiter Hand macht sich das Label derweil zu eigen und entwirft durchdachte Fashion-Pieces, die diese Konsumpolitik hinterfragen. 

Unter dem fortwährenden Kollektionstitel “Return to Sender” dreht Bobby Kolade den Spieß regelrecht um: Er macht aus Stoffresten und Textilmüll zeitgenössische Mode an der Schnittstelle von Kunst und Politik, die er an jene zurückadressiert, die den Abfall überhaupt verursacht haben. Durch seinen Grundansatz sind Aspekte wie Nachhaltigkeit, Upcycling, Zirkularität sowie Inklusion Teil der DNA des Labels. 

Bobby Kolade wurde im Sudan geboren und ist mit nigerianisch-deutschen Eltern zwischen Kampala und Lagos aufgewachsen. Der Designer ist Absolvent der Kunstakademie Berlin-Weissensee und kein Unbekannter der deutschen Modeszene. In der Vergangenheit führte er bereits ein Fashion Label unter seinem eigenen Namen und zeigte seine erste Kollektion 2015 während der Mercedes Berlin Fashion Week. Bevor er sich selbstständig machte, arbeitete Bobby Kolade bei namhaften Luxushäusern wie Maison Margiela und Balenciaga. 

David Koma 

Opulente Statement-Pieces in Form von luxuriöser Ready-to-wear sind das Markenzeichen des 2009 vom georgischen Designer David Koma gegründeten, gleichnamigen Londoner Labels. Bekannt für seine körpernahen Schnitte – allen voran in den Kleidern –, vereinen seine Kreationen skulpturale Silhouetten mit einem sinnlichen Flair. Transparente Stoffe, das Spiel mit Proportionen sowie spannende Details bestimmen die Kollektionen des Designers, der auch Stars von Beyoncé bis Lady Gaga einkleidet. Im Juni 2024 präsentiert das Label erstmals auch Menswear. In diesen Kollektionen setzt sich der Designer mit den Identitäten von Herrenmode auseinander; die Garderobe ist eine kreative Wechselwirkung aus Stärke und Raffinesse, die mit unterschiedlichen Codes und Inspirationsquellen spielt. 

Das Label produziert nach nachhaltigen, ethischen und sozialen Prinzipien. Eine transparente Lieferkette, das Vermeiden von Überproduktion sowie verantwortungsvoll bezogene Materialien stehen im Zentrum des Herstellungsprozesses. Darüber hinaus will David Koma bis 2030 ausschließlich recycelte sowie zertifizierte Rohstoffe verwenden und fördert bereits heute Handwerkskunst durch Mentorenprogramme für Studierende sowie Community-Projekte. 

David Koma stammt aus Tbilisi, Georgien, und studierte im Alter von 15 Jahren bildende Kunst in St. Petersburg, gefolgt von einem Modestudium am renommierten Central Saint Martins College in London. Mit seinem Abschluss im Jahr 2009 lancierte David Koma gleichzeitig sein Modelabel und war fortan Teil der London Fashion Week. Nun präsentiert er seine neueste Menswear-Kollektion erstmals im Rahmen der Berliner Modewoche. 

Gerrit Jacob

Bekannt für seine großflächig mit Airbrush bemalten, leuchtenden Fashion-Pieces, die schon Stars wie A$AP Rocky, Dua Lipa, Burna Boy und Lil Nas X begeisterten, verbindet der deutsche Designer Gerrit Jacob in seinen Kollektionen einen gewissen Kitsch mit höchster Handwerkskunst. In seiner Arbeit interpretiert er Work- und Sportswear-Klassiker nach seiner Manier neu – etwa oversized Teile aus Denim oder Leder, Sweatpants oder Motorradjacken. Gepaart mit prägenden Kindheitserinnerungen sowie Elemente rebellischer Jugendkulturen als Inspirationsquellen entstehen so Kollektionsteile mit großem Wiedererkennungswert und in unverwechselbarer Gerrit-Jacob-Handschrift. 

Der Designer wählt die Materialien für seine Entwürfe sorgfältig aus und arbeitet bewusst nach den Slow-Fashion-Prinzipien. Mit seiner Mode und speziellen Fertigungen stellt er Aspekte wie Langlebigkeit, Aufwertung und Zeitlosigkeit in den Vordergrund. Er verarbeitet bereits jetzt wiederverwendete Stoffe und will in Zukunft verstärkt auf ökologisch freundliche Produktionsweisen setzen. In seinen Kollektionen spielen zudem Repräsentation, Unisex-Silhouetten und das Hinterfragen von traditionellen Normen eine wichtige Rolle. 

Gerrit Jacob ist in Hamburg geboren. Er ist Absolvent des Central Saint Martins College und arbeitete nach dem Studium bei Luxushäusern wie Balenciaga, Martine Rose und Gucci. 2022 beschloss er, eigene Wege zu gehen und gründete sein Modelabel in Berlin. Gerrit Jacob erregte zudem für seine Kollaborationen mit Marken wie Adidas und Anonymous Club internationales Aufsehen. 

Ioannes 

Ioannes wurde 2019 von Johannes Boehl-Cronau in Paris gegründet. Heute arbeitet der gebürtige Deutsche und studierte Modedesigner mitsamt seines Teams in einem Atelier in Berlin. Mode-Insider:innen ist, nicht zuletzt dank prominenter Fans wie Rihanna, Rosalía oder Kylie Jenner, der Name des Labels längst ein Begriff. 

Die Designs von Ioannes zeichnen sich durch eine lässig-moderne Eleganz aus; sie bewegen sich stets im Spannungsfeld zwischen Minimalismus und einer gewissen Extravaganz, zwischen Coolness und Verspieltheit. Großflächige Prints, kräftige Farben sowie die bei manchen Pieces sichtbaren Nähte sind Wiedererkennungsmerkmale der Berliner Brand. Ioannes zelebriert in seinen Kollektionen Weiblichkeit in all seinen Facetten. Dabei ziehen sich stets Leichtigkeit und Optimismus durch die Kollektionsteile, die etwa aus Deadstock-Materialien, Stoffen aus Überproduktion sowie recycelter Nylon aus Meeresabfällen gefertigt werden. 

Johannes Boehl-Cronau wurde im hessischen Frankenberg geboren und studierte in London am Central Saint Martins College. 2017 machte er dort seinen Master-Abschluss in Womenswear Design und zog nach Paris, wo er am Paris College of Art unterrichtete. Dank einer Ausstellung im Palais de Tokyo zog er die Aufmerksamkeit der Modebranche auf sich, aufgrund der hohen Nachfrage lancierte er seine erste Kollektion, die sogleich vom Luxus-Onlinehändler Net-a-Porter gekauft wurde. Mit der Pandemie zog Johannes Boehl-Cronau nach Berlin. 

Orange Culture 

Ebenfalls zum ersten Mal bei der Berlin Fashion Week vertreten ist Orange Culture, das aus Lagos, Nigeria, stammende Modelabel von Designer Adebayo Oke-lawal. 2010/2011 gegründet, fokussiert sich die Brand auf nachhaltig produzierte, geschlechterfluide Mode mit afrikanischem Einfluss. Die Kollektionen basieren auf zeitgenössischer Streetwear, die durch Stoffe mit traditionellen nigerianischen Prints aufgewertet werden. Ebenso wichtig wie die Ästhetik sind dem Labelgründer die Schwerpunkte Inklusion sowie Sozialbewusstsein. 

Denn Orange Culture steht für ein inklusives Verständnis von Mode – Fashion soll grenzenlos sein und von jedem getragen werden können. Insbesondere untersucht Adebayo Oke-Lawal in seiner Arbeit dabei die subtilen Codes, die männliche Kleidung gesellschaftlich vermittelt. Aufgewachsen mit der Leidenschaft, Normen zu hinterfragen, wählte Oke-Lawal Mode als sein Medium, um Hypermaskulinität, Ungerechtigkeit und die unterdrückte Ausdruckskraft afrikanischer Identität herauszufordern.

Adebayo Oke-Lawal, der bereits seit seinem zehnten Lebensjahr Mode entwirft und sich dies autodidaktisch beibrachte, wurde 2014 als Finalist für den prestigeträchtigen LVMH Preis für Jungdesigner:innen ausgewählt. Orange Culture war bereits Teil der Lagos, London sowie New York Fashion Week; das Label war zudem die erste afrikanische Marke, die für den angesehenen Woolmark Prize nominiert wurde – und die erste aus Nigeria mit einer Kollektion im Londoner Kaufhaus Selfridges. Adebayo Oke-Lawal selbst wurde 2022 in die “BOF 500”-Liste aufgenommen. Celebrities wie Lupita Nyong'o, Dua Lipa, Kelly Rowland und viele weitere tragen seine Entwürfe.