202030
#DAMUR: Patchwork statt Shredder – die #kiosk Upcycle-Kollektion
Seit 2015 betreibt der Wahlberliner sein hippes Streetwear-Label #DAMUR. Selbstbewusst experimentell wie er die Stadt und die hier lebenden jungen Leute wahrnimmt, macht er sich nun an das Thema Nachhaltigkeit. Ebensopragmatisch wie kreativ packt er das essenzielle Problem der weltweiten Überproduktion in der Textilindustrie an – die sich türmenden Berge von Abfall – Saison für Saison – von nagelneuen, ungetragenen Kollektionsteilen.
Auf diese Verschwendung von Rohstoffen und dadurch katastrophale Ökobilanz der Branche hatte Damur Huang bereits mit einem entsprechenden Kunstwerk auf der Positions Berlin Art Fair im vergangenen Jahr aufmerksam gemacht. Nun präsentiert er auf der Berlin Fashion Week 2021 seine erste, konsequent reagierende Kollektion dazu. Für seine #kiosk-Entwürfe arbeitete er ausschließlich im Patchwork-Style und verwendet als Materialien die exklusiven Reste und Lagerbestände anderer Design-Kollegen und qualitativ hochwertiger Modelabels.
Modernste Technologie für die Vintage-Verarbeitung.
Mit einem innovativen Kaschierverfahren werden dafür die zerlegten Kleidungsstücke leichtgewichtig und wasserfest neu miteinander verbunden und dann in die spezifischen #DAMUR-Schnitte und Silhouetten eingepasst. Zum prägnanten CI-Signal #Hashtag gesellen sich im Frühjahr 2021 quietschbunte Blitze, Hahnentritt- und Blumen-Muster als neue #kiosk-Prints.
Parallel lud Damur Huang seine Follower und Fashion-Freaks in einem Nachhaltigkeits-Appell auch direkt dazu ein, ihren Kleiderschrank nach geliebten alten wie auch fehlgekauften oder sonstwie verhockten Designer-Stücken durchzuschauen und ihm sämtliche Vintage Pieces zuzuschicken, die von guter Qualität oder sogar echte Designer-Ware sind. Die Reaktion der DAMUR-Community war enorm und die Zusendungen von ungenutzten Kleidern erfolgte in einem solchen Übermaß, dass die weitere Annahme erst einmal gestoppt werden musste.
Circular System live verfolgen …
Der weitere Recycle- bzw. Upgrade-Prozess wird ausführlich in seinen Blogposts dargestellt. Seine Mode-Fans konnten auf die Art Schritt für Schritt verfolgen, was mit ihren Klamotten passiert und gleichzeitig lernen, wie modernstes Upcycling und das sogenannte Circular System funktioniert. Sie waren/sind begeistert und feiern schon jetzt die plakativ angekündigte #kiosk-Kollektion, die dann über eine eigene „Karma-Tree“ Punkte-Sammel-App weiter vertrieben werden soll – Sponsoren gesucht.
#kiosk ist in jedem Fall ein klares Statement an die Branche: „Die Pandemie zwingt geradezu, unsere Sustainability-/Circularity-Themen jetzt endlich anzupacken, wenn wir der Textilwirtschaft eine realistische Chance für die Zukunft geben wollen“, so Damur Huang zu jenem ökologischen Bewusstsein, das der Handel, Konsumenten und allen voran auch die Designer entwickeln müssen.
Von Taiwan über Belgien nach Berlin.
Damur d. h. Shih-Shun Huang wuchs in Taipeh, Taiwan auf und zog für sein Studium an der Akademie der Schönen Künste in Antwerpen 2007 nach Belgien. Ein Jahr später wechselte er an die École Nationale Supérieure des Arts Visuels und studierte dort Mode-Design. Bereits vor seinem Abschluss begann er seine Karriere als unkonventioneller Fashion-Designer. 2013 landete er seinem Freigeist folgend in Berlin, wo er 2015 schließlich sein eigenes Label gründete. Er nannte es #DAMUR wie seinen selbst gewählten Vornamen (frz. d’amour – „aus Liebe“), denn Shih-Shun konnte in Europa kaum jemand korrekt auszusprechen.
Die #DAMUR-Kollektionen wurden bereits in Paris, Berlin, Shanghai, Kopenhagen und Taipeh präsentiert. Huangs Unternehmen ist eine private GmbH, wenngleich er als ein Start-up dem McKinsey Berlin Experience Studio angehört und über diese Schiene wertvolle Kontakte zu Industrie-Experten und Beratern erhalten hat. Seinen bewährten Textil-Partnern in Taiwan bleibt Damur Huang weiterhin treu, lässt jedoch vorrangig in Deutschland und Polen produzieren.
Im Januar 2019 erhielt die #DAMUR Kollektion #ThisisTRANS den Premium Young Talents Award – eine besondere Anerkennung für das Anliegen des Designers mit seiner Fashion die Klischees der Gender-Zuordnung zu hinterfragen. Wir sind nun gespannt auf #kiosk. // Uta Gruenberger
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