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Hearables – Smarte Technik im Ohr
Hearables sind multifunktionale Wearables für die Ohren. Sie können weit mehr, als gewöhnliche Bluetooth-Kopfhörer. Denn dank Chip und Sensoren können sie nicht nur Informationen senden, sondern auch empfangen und darauf reagieren. Die Funktionen der kleinen Alleskönner sind dadurch äußerst vielfältig. Dass Hearables in aller Ohren sind und zahlreiche Expert*innen, Unternehmer*innen und User*innen beschäftigen, zeigt auch der Hackathon zum Thema „Hear How You Like To Hear“. Benannt nach dem gleichnamigen Forschungsprojekt am Fraunhofer-Institut in Oldenburg, fand der Hackathon über Hearables auf der diesjährigen re:publica in Berlin statt und zog große Aufmerksamkeit auf sich.
Trendgadget Hearables
Zahlreiche Hersteller*innen kommen dem Trend nach und entwickeln verschiedenste Hearables mit jeweils unterschiedlichen Funktionen und Schwerpunkten. Neben Giganten wie Google und Apple, investieren auch immer mehr Startups in die Entwicklung von Minicomputern, die im Ohr sitzen. Die Funktionen der Hearables reichen über das Musikhören weit hinaus. Hearables, die mit Sensoren, künstlicher Intelligenz und Mikrophon ausgestattet sind, ermöglichen zum Beispiel zahlreiche Anwendungen im Gesundheits- und Fitnessbereich. Ähnlich wie Smart Watches, können Herzfrequenz und Puls gemessen werden – jedoch, so Experten, viel exakter als von vielen smarten Uhren. Die Hearables reagieren auf die gemessenen Daten zum Beispiel mit einer akustischen Warnung oder sie spielen automatisch ruhige Musik, wenn der Stresspegel als hoch erkannt wird. So ist es auch technisch möglich, dass das Hearable einen Notruf absetzt, sobald die gemessenen biometrischen Daten als lebensbedrohend eingestuft werden – eine Technik, die Leben retten kann. Ein Unternehmen aus München, das den Trend erkannt hat, ist etwa das Startup Bragi, das mit den In-Ears „The Dash“ smarte Wearables fürs Ohr entwickelt hat, mit denen man nicht nur alle Funktionen von gewöhnlichen Bluetooth-Kopfhörern nutzen, sondern auch die Fitness tracken kann.
Zero Touch dank Sprachassistenten
Abseits von Fitness und Gesundheit, stecken viele weitere Anwendungsbereiche in den smarten Gadgets. Zahlreiche Hearables sind etwa mit Sprachassistenten gekoppelt, wodurch das Konzept „Zero Touch“ immer wichtiger wird. Damit gemeint ist, dass wir Computer nutzen können, ohne einen Bildschirm vor uns haben zu müssen und ohne Berührung von Touchpad, Maus oder Tastatur. Hearables dienen also als Computerersatz, indem wir per Sprachsteuerung Informationen abrufen und weitergeben können. Die Souffleusen mit künstlicher Intelligenz sollen uns im Alltag helfen und assistieren. Sie können Kalendereinträge erledigen, Menükarten übersetzen oder die Einkaufsliste notieren. Aber auch die Akustik selbst soll mit Hearables verbessert werden.
Den Klang der Umgebung regulieren
Das Doppler Lab aus San Francisco hat Hearables auf den Markt gebracht, die durch ihre Filtertechnologie einzigartig sind: Die Hearables „Here One“ von Doppler Lab können den Klang der Umwelt nach Belieben filtern und verändern. So können die User*innen selbst bestimmen, ob sie beispielsweise das Gespräch am Nebentisch ausblenden wollen, oder sogar lauter mithören, als im Originalton. Denn die „Hear One“ können Geräusche von +6 Dezibel auf -22 Dezibel regulieren. „Computitional hearing“ nennt CEO Noah Kraft die Technik, computergestütztes Hören. Auch für den künftigen Konsum haben Innovationen, wie „Here One“, viel Potenzial. So könnte etwa jemand, der an einem bestimmten Laden vorbei geht, automatisch dessen Angebote ins Ohr „geflüstert“ bekommen. Noch ist man in der Umsetzung zwar nicht soweit, doch an Kooperationen wird gearbeitet.
Preisgekrönter Tragekomfort
Dafür, dass die Hearables optimal im Ohr sitzen, könnten künftig 3D-Drucker sorgen, die eine individuelle Produktion der Earplugs ermöglichen. Denn Tragekomfort spielt für die Akzeptanz von Hearables eine wichtige Rolle. Dass Hearables bereits den ganzen Tag getragen werden können, beweisen etwa die Kopfhörer „Hy“ von Thirdskin. Dank ihres hohen Tragekomforts und der ausgeklügelten smarten Technologie von „Hy“, zählt Thirdskin zu den Gewinnern der IDTechEx bei der Wearable Berlin im April. Ganz besonders ist an diesem Konzept die Kombination aus Knochenschall-Technologie und Luftschall. Daher kommt auch der Name „Hy“ wie „Hybrid“. Dabei werden die Höhen und Mitten über kleine Lautsprecher per Luftschall in das Ohr geleitet. Die Bässe gehen über Knochenschall zum Innenohr. Auch „Hy“ kennt zahlreiche Anwendungen, abseits von Musik abspielen. Sensoren messen die Körperfunktionen und durch die Verbindung mit gängigen Sprachassistenten können User*innen unter anderem den Kalender abrufen und aktualisieren, Mails verfassen und natürlich Anrufe entgegennehmen.
Die Funktionen der neuesten Hearables sind so vielfältig wie der Computer klein ist. Experten rechnen mit einer schnellen Verbreitung der Gadgets, die übrigens um rund 250 Euro – je nach Modell und Ausführung – im Handel erhältlich sind.
Weitere Informationen:
https://18.re-publica.com/en/session/hear-how-you-hear
https://www.thirdsk.in/
https://hereplus.me/
https://www.idmt.fraunhofer.de/de/institute/projects-products/projects/liketohear.html
https://re-publica.com/en/session/hear-how-you-hear
https://www.bragi.com/