Interview
Kitschy Couture: Eine Hommage an Vielfalt
Die Kitschy Couture-Show im Ballhaus Pankow während der Berlin Fashion Week im Februar glich einer großen, ausgelassenen und bunten Feier der Liebe, der Identität und der kulturellen Wiederentdeckung. In ihrer Kollektion mit dem Namen "Buttercream Fantasy" präsentierte Designerin Abarna Kugathasan kunstvolle Saris, Lingerie-Looks und dramatische Brautkleider, die von ihren sri-lankischen und tamilischen Wurzeln inspiriert waren und ihr einzigartiges Narrativ von Identität und kultureller Inklusivität in den Vordergrund rückten. Wir haben hinter die Kulissen, in die Vergangenheit und Gegenwart der talentierten Designerin geschaut und sie nach ihrer ganz persönlichen (Mode-)Geschichte gefragt.
Abarna Kugathasans Weg in die Modewelt ist tief in ihrem sri-lankischen und tamilischen Erbe verwurzelt und zugleich eng mit einer westlichen Erziehung verwoben. Aufgewachsen mit einer Mutter, die eine erfahrene Schneiderin traditioneller tamilischer Damenbekleidung war, tauchte sie schon in jungen Jahren in die Welt der Stoffe und Mode ein. „Meine Kindheit war geprägt vom Summen der Nähmaschine und der Schönheit bunter Seidenstoffe, die in traumhafte Kleidungsstücke verwandelt wurden“, erinnert sich die Designerin. Diese frühe Begegnung mit dem Handwerk entfachte ihre Leidenschaft für Mode, die sie seitdem zu einer starken Karriere ausgebaut hat.
„Meine Kindheit war geprägt vom Summen der Nähmaschine und der Schönheit bunter Seidenstoffe.“
Ihre Debütkollektion „Buttercream Fantasy“, die Abarna Kugathasan im Februar als eine von 18 Gewinner:innen des Berlin Contemporary Wettbewerbs vorstellte, feierte die besondere Mischung aus traditionellen tamilischen Saridrapierungen und zeitgenössischen westlichen Designelementen. „Die Kollektion ist ein Dialog zwischen meiner Vergangenheit und meiner Gegenwart. Sie repräsentiert die Verschmelzung meiner Welten, erlaubt es mir, meine Reise vom Traditionellen zum Modernen zu erzählen und zu erforschen, wie diese beiden Welten koexistieren und sich gegenseitig bereichern können“, erklärt Kugathasan. Die Show war weit mehr als eine Modenschau – sondern vor allem Ausdruck persönlicher Identität und eine Rückeroberung der kulturellen Wurzeln ihrer Schöpferin.
Erinnerungen verweben sich zu Kleidungsstücken
„Die Kreation von ‚Buttercream Fantasy‘ war ein zutiefst persönlicher Prozess. Sie ermöglichte es mir, meine Identität durch jedes Design auszudrücken“, erzählt Kugathasan während unseres Interviews. Ihr Designansatz ist intensiv persönlich, sie webt Erinnerungen an Heimweh und Erbe in ihre Kleidungsstücke. „Jedes Stück erzählt eine Geschichte und repräsentiert die Sehnsucht, Freude und die komplexe Reise eines Diaspora-Kindes. Jedes Kleidungsstück ist durchdrungen von der Essenz eines Heims, das sowohl erinnert als auch vorgestellt wird“, erläutert sie.
„Jedes Stück erzählt eine Geschichte und repräsentiert die Sehnsucht, Freude und die komplexe Reise eines Diaspora-Kindes.“
Abarna Kugathasans Teilnahme an ihrer ersten Berliner Modewoche war ein Meilenstein, beladen mit Emotionen und Erwartungen. „Minuten vor der Show fühlte ich eine Mischung aus Unglauben und Aufregung. Es war surreal, meine Vision zum Leben erwachen zu sehen, meine Geschichte durch die Sprache der Mode zu teilen“, reflektiert sie. Die Veranstaltung war ein kritischer Erfolg, bei dem die Teilnehmer die herzliche Integration kultureller Elemente in modernes Design lobten.
Kitschy Couture hat inzwischen internationale Aufmerksamkeit erlangt und wurde in Magazinen wie Vogue India und i-D Magazine vorgestellt. Diese Anerkennung treibt Abarna Kugathasans an, die kulturelle Vielfalt Südasiens und die Erzählungen der tamilischen Diaspora noch weiter zu erzählen. „Es ist entscheidend, dass diese Stimmen gehört werden, um sicherzustellen, dass unsere Geschichten im globalen Modegeflecht widerhallen“, betont sie. Ihre Designs dienen als Plattform für kulturellen Dialog und als Feier der diasporischen Identität.
Die Herzensangelegenheit: Mehr Vielfalt und Inklusion in der Mode
Blickt Abarne Kugathasan in die Zukunft, liegt ihr Fokus darauf, für noch mehr Vielfalt und Inklusion in der Modeindustrie zu sorgen. „Unser Ziel bei Kitschy Couture ist es nicht nur, Mode zu schaffen, sondern Gespräche zu entfachen, Normen herauszufordern und Vielfalt zu feiern“, betont sie. Dieses Engagement zeigt sich in ihren Casting-Entscheidungen und Kooperationen, die darauf abzielen, ein breites Spektrum an Menschen, Hintergründen und Geschichten widerzuspiegeln.
Berlin, eine Stadt, die für ihre kulturelle Freiheit und ihren kreativen Geist bekannt ist, bietet dabei die perfekte Basis für Kugathasans visionäre Arbeit. „Berlins dynamische und vielfältige Atmosphäre inspiriert mich jeden Tag. Es ist ein Ort, an dem Kreativität keine Grenzen kennt, wo Mode zu einem revolutionären Akt werden kann“, sagt sie. Durch ihr Engagement beim Fashion Council Germany und verschiedenen anderen kulturellen Initiativen beteiligt sie sich aktiv an der Neugestaltung der Berliner Modebranche, um sie inklusiver und repräsentativer für ihre multikulturelle Bevölkerung zu machen.
„Berlins dynamische und vielfältige Atmosphäre inspiriert mich jeden Tag. Es ist ein Ort, an dem Kreativität keine Grenzen kennt, wo Mode zu einem revolutionären Akt werden kann.“
Abarna Kugathasans Reise mit Kitschy Couture zeigt eindrucksvoll, wie Mode über ihren ästhetischen Reiz hinauswachsen und zu einem kraftvollen Instrument für Erzählkunst und sozialen Wandel werden kann. Ihre Entwürfe sind nicht nur visuell überzeugend, sondern tragen auch tiefgründige Geschichten in sich, die zum Nachdenken anregen und Veränderungen bewirken. Mit ihrer besonderen Hingabe fungiert die junge Designerin als Inspirationsquelle und eine mutige Stimme in den Diskussionen über kulturelle Vielfalt und Inklusion, die es auch anderen Stimmen ermöglicht, gehört zu werden.