Interview mit Marcus Kurz: „Talent muss unterstützt und sichtbar gemacht werden.”

© Ben Moenks
© Ben Moenks

Marcus Kurz ist seit Jahren eine feste Größe in der deutschen Mode- und Veranstaltungslandschaft. Unter seiner (Co-)Leitung werden allein in dieser Saison während der Berlin Fashion Week im Rahmen der Formate NEWEST und Der Berliner Salon mehr als 50 Designtalente unterstützt. Marcus Kurz ist außerdem eines der Gründungsmitglieder des Fashion Council Germany FCG und hat Berlin und Deutschland auf die globale Modekarte gesetzt, als er 2007 mit seiner wegweisenden Kreativagentur Nowadays Berlin die Berlin Fashion Week mitbegründete. Heute kuratiert er nicht nur den Berliner Salon zusammen mit Christiane Arp, sondern leitet auch das von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unterstützte Showcaseformat NEWEST, das Designer:innen bei der Organisation ihrer Modenschauen begleitet. Wir sprachen mit dem Multitasker über Mode, über Berlin und seine große Leidenschaft für Talentförderung.

NEWEST ist ein junges und doch besonders relevantes Format für die Berlin Fashion Week und ihr Image. Erkläre bitte nochmal in deinen Worten, was ihr im Rahmen von NEWEST anbietet und wie ihr Designer:innen unterstützt.

NEWEST ist ein Fashion Showcase für die Gewinner:innen des Berlin Contemporary Wettbewerbs unterstützt von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe. Das Format stellt den Teilnehmenden exklusive und einzigartige Veranstaltungsorte inkl. der notwendigen Modenschau-Infrastruktur zur Verfügung, um ihre Kollektionen zu präsentieren. Im Rahmen unserer Kooperation mit Museum&Location ermöglichen wir unseren Designer:innen seit zwei Saisons Modenschauen in einigen der beeindruckendsten Museen der Stadt.

Warum sind Location, Set-Up und Organisation einer Fashionshow so wichtig?

Eine Modenschau ist längst nicht mehr nur eine Veranstaltung der physischen Gäste, es ist eine komplexe Content-Produktion und ein direktes Kommunikationstool. Entstandene Bilder und Videos werden unmittelbar mit der Show gestreut und über einen langen Zeitraum für Kommunikation und Marketingkanäle der Brand genutzt. Die Beiträge von Presse und Influencer:innen sind „die Bilder“, die direkt um die Welt gehen und das Image der Marke kommunizieren.

“Eine Modenschau ist eine komplexe Content-Produktion und ein direktes Kommunikationstool.”

Die Kollektion, Show und Inszenierung erzeugen eine emotionale Bindung zwischen Marke und Gästen für den Moment der Veranstaltung. Eine gut organisierte Modenschau Vor/Hinter den Kulissen trägt das Erlebnis natürlich mit.

“Die Kollektion, Show und Inszenierung erzeugen eine emotionale Bindung zwischen Marke und Gästen.” 

Welche Location gehört zu deinen persönlichen Highlights der letzten Saisons und warum?

Das Pressecafé am Alexanderplatz war eine große Herausforderung in der Produktion, aber zweifellos eines der herausragenden Highlights der letzten Saison. Diese Location bot nicht nur eine beeindruckende Kulisse im Zentrum der Stadt für unsere Modenschauen, sondern verkörperte auch die pulsierende Energie Berlins auf einzigartige Weise.

“Das Pressecafé am Alexanderplatz war zweifellos eines der herausragenden Highlights der letzten Saison.”

Du bist auch Co-Kurator des Berliner Salons. Was steckt hinter dem Konzept?

Der Berliner Salon ist ein kuratiertes Ausstellungsformat für Design-Nachwuchsexzellenzen in den Bereichen Mode, Produktdesign und Accessoires. Die teilnehmenden Designer:innen werden von einem Kuratorium ausgewählt und präsentieren im Rahmen einer Gruppenausstellung zwei Looks Ihrer aktuellen Kollektion. Der Veranstaltungszeitraum ist auf drei Stunden beschränkt. In dieser Saison bleiben die Kollektionen in Kooperation mit dem Bode-Museum bis einschließlich zum 7.Juli ausgestellt.

Ob mit NEWEST oder Der Berliner Salon: Was ist dein persönlicher Antrieb dahinter, junge Designer:innen am Anfang ihrer Karriere zu unterstützen?

 Junge Designer:innen zu unterstützen ist uns schon immer sehr wichtig gewesen. Sie formen die Branche und sind Impulsgeber von Morgen! Talent muss unterstützt und sichtbar gemacht werden.

Oft sind es die ersten Schritte in den Markt, die über die Zukunft der Designer:innen und der Marke entscheiden. Ich bin froh, dass wir mit unseren beiden Formaten für mehr als 50 Designer:innen die Möglichkeit einer Präsenz während der Berlin Fashion Week bieten können.

“Oft sind es die ersten Schritte in den Markt, die über die Zukunft der Designer:innen und der Marke entscheiden.”

Wie sind die Talente von heute drauf? Welche Erfahrungen machst du mit Professionalität, Anspruch, Motivation, Handwerk?

Es hat sich viel getan in den letzten Jahren. Die Designer:innen arbeiten inzwischen sehr strukturiert und organisiert. Handwerk spielt für ALLE eine wichtige Rolle und ist inzwischen fester Bestandteil der Kollektionen. Und ohne ein Übermaß an Motivation würde sich keiner der Designer:innen diesem Druck und Hamsterrad einer saisonalen Kollektion aussetzen.

Du bist seit Jahrzehnten eine feste Größe in der Berliner und deutschen Kreativbranche. Was liebst du an deiner Arbeit?

Ich mag es, Projekte zu starten und freue mich, dass sich nach 3-6 Monaten erfolgreich umgesetzt enden und ich mich wieder neuen Projekten und Aufgaben widmen kann. Ideen und neue Ansätze zu entwickeln, Leute zu vernetzen, sich Herausforderungen zu stellen, das macht mir Spaß.

 Inwiefern hat sich Berlin als Modestandort auch durch die Unterstützung der Senatsverwaltung für Wirschaft, Energie und Betriebe neu erfunden?

 In den letzten Saisons hat sich Berlin als Modestandort maßgeblich weiterentwickelt, nicht zuletzt durch die aktive Unterstützung der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe. Jungen Designer:innen werden ideale Bedingungen ermöglicht, um sich zu präsentieren. Die Daten der BFW wurden geändert, internationale Gäste eingeladen und mit den hiesigen Designer:innen vernetzt. Die BFW hat sich repositioniert und kommt langsam wieder auf die Agenda der Branche mit einer klaren Ausrichtung auf Nachwuchstalente.

Was sind die Stärken der BFW?

Berlin hat ein echtes Interesse daran, die Designer:innen und ihre Ateliers langfristig in der Stadt anzusiedeln. Alle Initiatoren arbeiten an einer gemeinsamen Vision und Mission. Die BFW hat lange nach einer Positionierung gesucht. Ich finde, dass die Positionierung als Modestandort für junge internationale Designtalente perfekt zu Berlins DNA passt, mit Ihren organischen Impulsen aus Kunst, Musik und Subkultur.

“Die Positionierung als Modestandort für junge internationale Designtalente passt perfekt zu Berlins DNA.”

Worauf freust du dich in diesem Juli besonders?

Auf die Ausstellung des Berliner Salons, der diese Saison in den gesamten Ausstellungsräumen des Bode-Museum präsentiert wird: „Bode meets Mode“.

Was ist dein Lieblingsort in Berlin?

Der Wannsee.

Und wo finden wir dich nach der Fashion Week?

Hoffentlich im Stadion beim Halbfinalspiel der deutschen Mannschaft (lacht)

Locationwechsel: DER BERLINER SALON zu Gast im Bode-Museum 

Während DER BERLINER SALON in den letzten Saisons im Kronprinzenpalais stattfand, gibt es dieses Jahr eine Location-Premiere: Erstmals ist die Gruppenausstellung in den imposanten Hallen des historischen Bode-Museums zu Gast. Zwischen Kunstgeschichte und Marmorstatuen können Besucher:innen hier die zeitgenössischen Kreationen der 44 Teilnehmer:innen aus den Bereichen Mode, Interieurdesign und Beauty entdecken.

„Seit der Gründung des BERLINER SALON war es unser Ziel, deutsches Design nachhaltig zu fördern und eine Bühne zu schaffen, auf der sich Designer:innen im Rahmen der Gruppenausstellung präsentieren können. Deutschland hat viele talentierte, innovative und aufstrebende Designer:innen, die es verdienen, unterstützt und gefördert zu werden,” so Christiane Arp, Vorstandsvorsitzende des Fashion Council Germany und Kuratorin von DER BERLINER SALON.  

Teil der Gruppenausstellung werden in diesem Sommer auch die Looks der Finalist:innen des FCG/VOGUE Fashion Funds sein. Die globale Initiative, welche während der letzten BFW im Februar bekannt gegeben wurde und erstmals in Deutschland stattfindet, hat es sich ebenfalls zum Ziel gesetzt, junge aufstrebende Talente zu unterstützen und ihnen zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen.  

Nach fast zehnjährigem Bestehen ist DER BERLINER SALON eine absolute Instanz während der Berlin Fashion Week. Die Gruppenausstellung bietet nicht nur eine Bühne für Nachwuchstalente, sondern fördert auch den interdisziplinären Austausch zwischen den verschiedenen Bereichen der Kreativwirtschaft. „Als eine etablierte Institution für den Branchenaustausch fungiert DER BERLINER SALON als langfristige Plattform und unterstreicht damit die Bedeutung des Modestandorts Deutschland auf einzigartige Weise. Wir freuen uns sehr, in dieser Saison mit der Gruppenausstellung im Bode-Museum vertreten zu sein”, so Co-Initiator von DER BERLINER SALON und Geschäftsführer der Veranstaltungsagentur Nowadays, Marcus Kurz. 

Unterstützt wird DER BERLINER SALON fortwährend durch die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe.

Öffnungszeiten: 

Opening DER BERLINER SALON, nur für geladene Gäste: 2. Juli 2024, 12 bis 15 Uhr 

Öffnungszeiten: 3. bis 7. Juli 2024, 10 bis 17 Uhr 

Adresse: 
Bode-Museum
Eingang über Monbijoubrücke
10178 Berlin