Interview

Kilian Kerner im Gespräch

Dann war es plötzlich aus mit der Berliner Modemarke. Für Kilian Kerner kein Grund sich hinzulegen und zu trauern. Ganz im Gegenteil: eine eigene Tennniskollektion und jetzt eine Kooperation mit Samsonite halten den Designer auf Trabb.
Bild: Kilian Kerner © Robin Kater

Er ist eines der bekanntesten Gesichtern der Berliner Modeszene, seine Kollektionen wurden nicht nur in der Hauptstadt gezeigt und verkauft sondern weltweit. Nicht aufzuhalten und immer auf der Suche nach neuen Projekte, entstanden Kooperationen mit Matthias Schweighöfer & Joko Winterscheid (German Garment) aber auch Marken wie Nike, Kiehls, Sioux, Smart & Star Trek, BMW Mini, Grundig, Swarowski und weiteren. Kylie Minouge, Colton Haines, Karolina Kurkova, Dominic Thiem, aber auch Deutsche Top Stars wie Jella Haase, Karoline Herfurth, Max Riemelt oder Veronica Ferres lieben seine Mode. Designer, Unternehmer, Kreativer-Kopf – Kilian Kerner stellte sein Unternehmen international auf. Doch 2016 dann das plötzliche aus! Kein Grund für das Talent seine Leidenschaft aufzugeben. Schon kurze Zeit später ging es weiter. Ganz aktuell: Seine Kooperation mit Samsonite. Wir haben den Berliner Designer zum Gespräch getroffen.

Wir haben lange nichts mehr von dir gehört – jetzt bist du zurück. Kannst du uns ein bisschen erzählen, was in den letzten zwei Jahren passiert ist?

Nach dem Aus meiner eigenen Marke kam meine erste Tenniskollektion auf den Markt. Das war mein absoluter Lebenstraum. Dieser wurde mir direkt nach dem Ende von Kilian Kerner erfüllt. Seit ich als Designer angefangen habe, wollte ich das unbedingt umsetzen. Es war eine wahnsinnige Erfahrung. Zur Kollektion gab es auch einen TV-Spot und einen Kurzfilm, den wir in der gerade erst eröffneten Rafael Nadal Accademy gedreht haben. Rafaels Neffe hat mich als Kind gespielt. Ich war der Hauptakteur im Spot und es gab Rückblenden in meine Kindheit, da ich schon seit Jahren Tennis spiele. Eine weitere Tenniskollektion wäre definitiv etwas was ich extrem gerne machen würde. Sport und Design im Allgemeinen zusammen zu bringen find ich extrem gut.

Wie kam es zu der Kooperation mit Samsonite?

Samsonite hat schon länger jemanden gesucht, mit dem sie eine Designer Kooperation im Bereich Business-Handtaschen auf den Markt bringen können. Mitte letzten Jahres fiel die Wahl dann auf mich. Im September 2017 ging es los. Stoffmesse in Paris, entwerfen in Berlin und Besprechungen in Mailand und Köln. Eine sehr aufregende Zeit und auch eine große Herausforderung. In dem Ausmaß hatte ich bisher keine Taschen entworfen und Businesshandtaschen haben nochmal ganz andere Anforderungen. Da konnte ich richtig Gas geben. Die Taschen sind komplett bestickt oder mit Samtblumen besetzt. Ich hatte komplett freie Hand beim Design, was ich großartig finde. Samsonite ist sehr mutig an die Kooperation ran gegangen und sind damit mehr "fashion" als jemals zuvor. Die zweite Kollektion ist größer und auch mehr "basic" jedoch immer mit mindestens einem Detail was das Ganze mehr in Richtung "Mode" bringt. Da sind wir gerade in den Endzügen und sie erscheint Anfang 2019.

Wie fühlt es sich für dich an zu entwerfen?

Bereits zwei Wochen nach dem Ende von KK saß ich am Schreibtisch und habe die Tenniskollektion entworfen. Nach der Tenniskollektion hatte ich knapp drei Monate und es ging mit Samsonite los. Großartig an dem neuen Konzept "designed by Kilian Kerner" ist einfach, dass ich die Möglichkeit habe mich in viele Richtungen als Designer auszuprobieren.

Im Oktober wird es aber auch wieder Fashion zu sehen geben. Unter "KxxK" habe ich moderne Businneskleidung entworfen, die Sinnlichkeiz und Sportlichkeit vermischt und eine Businneslady vom Tag bis in die Nacht begleitet.

Das hat echt extrem viel Spaß gemacht, aber auf ein eignes Label habe ich trotzdem erstmal keine Lust. Da lasse ich mir noch sehr viel Zeit mit.

Wenn man sich deine Geschichte als Designer anschaut, bist du sehr zielstrebig. Nachdem du mit deiner eigenen Marke in 14 Ländern verkauft hast, kam dann plötzlich das aus? Was ist passiert?

Wir sollten erneut an einen neuen Investor verkauft werden. Einen Konzern aus Amerika. Ich war gerade vier Tage in Paris bei den French Open, da kam die Nachricht, dass die Herren jetzt nach Berlin kommen und mich treffen wollen. Es sollte alles recht schnell passieren. Als ich dann wieder in Berlin war, kam die Nachricht, dass sich alles verschieben würde – das dauerte den damaligen Investoren zu lange. Das war dann die Entscheidung aufzuhören.

Nach so großem Erfolg und dem plötzlichen Aus heißt es jetzt für dich „Aufstehen und weitermachen!“ Wie machst du das?

Ich hab mich erst gar nicht hingelegt. Aufstehen brauchte ich deshalb nicht. Ich hatte nur  zwei Wochen Pause und dann ging es wieder weiter für mich. Ich bin auch nie in das Loch gefallen, was sicher einige Menschen in meinem Umfeld erwartet haben. Um ehrlich zu sein, es machte sich extrem schnell auch eine Erleichterung in mir breit. Ich war fein mit dieser Entscheidung das Label zu beenden. Natürlich war es viele Jahre mein „Baby“ und unter anderen Umständen hätte ich es gerne weiter gemacht. Es hat aber schon lange an mir gezerrt, als das es mich glücklich gemacht hat. Eine AG zu sein etc., dass war kein Kindergeburtstag. Es war einfach zu viel vorgefallen in den letzten Monaten und Jahren.

Was hast du aus den Erfahrungen gelernt und was würdest du jungen Unternehmern jetzt mit an die Hand geben?

Ich würde meinen Namen nicht mehr für eine Aktiengesellschaft hergeben. Ich würde Veträge besser lesen und mir schneller gute Anwälte holen. Da war ich definitiv einfach zu schluderig. Ich wollte arbeiten und Erfolg haben, dadurch habe ich einiges an vertraglichen Dingen nicht richtig gemacht.

Man sollte besser hinschauen auf wen man sich einlässt und wachsam sein.

Du bist wohl eines der bekanntesten Gesichter in der Berliner Modebranche. Wie ist das Feedback von Kollegen oder auch Einkäufern nach der Ende deiner eigenen Marke?

Ich habe viel Zuspruch bekommen und auch beim Ende von KK kam kein Shitstorm. Gerade jetzt ist die Samsonite Kollektion ist in tollen Shops erhältlich. Im KDW, im Oberpollinger etc. Also bisher waren die Reaktionen wirklich durchweg positiv, was mich sehr freut. Der Umgang mit Kollegen war sehr herzlich.

Du startest jetzt mit der Samsonite-Kooperation – was kommt danach? Ist schon etwas geplant?

Erstmal kommt nach der ersten Kollektion für Samsonite, die Zweite auf den Markt. Es gibt auch bereits Gespräche und Verhandlungen mit weiteren Kooperationspartnern und dem Konzept "designed by Kilian Kerner". Aber da darf ich leider noch nichts zu sagen. Ich habe definitiv Lust mich in viele Richtungen auszuprobieren. Das macht gerade echt viel Freude.

Du hast dich für Berlin als Standort entscheiden. Warum gerade Berlin und was ist für dich das besondere an Berlin?

Das war Ende 2002 als ich aus Köln weg wollte und es mich nach Berlin zog. Das waren damals aber eher private als berufliche Gründe und hatte nichts mit der Mode zu tun. Aber ich denke, dass meine Karriere in Köln sicher nicht in solche Bahnen gelaufen wäre, wie sie es in Berlin getan hat. Ich liebe Berlin und lebe sehr gerne hier. Ich bin hier zu Hause. In Berlin kannst du so sein wie du willst und es passiert immer was. Hier ist man immer im Fluss, das inspiriert mich.