Interview
Die MBFW-Showslot-Gewinnerin Isabel Vollrath im Interview
Die Designerin ist keinesfalls ein neues Gesicht in der Modewelt und ist vor allem in der Berliner Modeszene bekannt. In vorherigen Saisons zeigte Sie bereits im Rahmen der Berlin Fashion Week - Dieses Jahr auf der MBFW, in einem Senat für Wirtschaft, Energie und Betriebe/Projekt Zukunft geförderten Slot.
Bereits seit zehn Jahren vergibt die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe/Projekt Zukunft Präsentations-Slots für die Berlin Fashion Week. Sowohl aufstrebende als auch etablierte Berliner Modelabels können sich jede Saison auf die geförderten Showslots bewerben. Auch im Juli 2018 haben dank der Förderung des Berliner Senats wieder drei Nachwuchstalente die Chance, ihre Kollektionen auf der MBFW zu präsentieren.
Wir haben die Slot-Gewinner gefragt, was diese Förderung für sie persönlich bedeutet und worauf wir uns bei ihrer Runway-Show freuen können. Isabel Vollrath hat uns verraten, wie die Idee zu ihrer neuen Kollektion “Es werde Licht - The poetry of light” entstanden ist und wie sie Venedig und Berlin miteinander vereint.
Du bist eine der drei Gewinner*innen der von Projekt Zukunft geförderten Fashionshow-Slots auf der MBFW – Herzlichen Glückwunsch! Was bedeutet es für dich, deine Kollektion auf der Berlin Fashion Week zu präsentieren?
Für mich ist diese Auszeichnung der Senatsverwaltung ganz besonders toll, da ich sonst diese Saison gar nicht hätte präsentieren können. Als Designer braucht man Kooperationspartner und diesmal habe ich mir gesagt, ich bewerbe mich beim Senat, und dann war es auch schon soweit und ich bekam die Zusage. Man arbeitet ganz anders und mit einer anderen Energie, unter Zeitdruck, und vor allem mit einem direkten Ziel, wie z. B. den Show Slot bei der MBFW vor Augen. Ich freue mich total!
Wie sehr beeinflussen dich die Stadt Berlin und der Berliner Lifestyle in deinem kreativen Schaffensprozess?
Ich bin vor genau 15 Jahren nach Berlin gekommen – jetzt präsentiere ich wieder auf der Berlin Fashion Week, da habe ich mir auch schon gedacht „Wow, was ist das für ein tolles Jubiläum“. Ich habe 2003 angefangen in Berlin zu studieren und war davor ein halbes Jahr lang in Venedig. Durch meinen langjährigen Aufenthalt in Berlin bin ich hier extrem gut vernetzt. Ich habe eine Community, die immer hilft. Hier in Berlin hat man das Gefühl, dass man Projekte ohne viel Geld verwirklichen kann, sondern einfach, weil alle helfen wollen und die Idee lebendig sehen wollen, helfen und mit anpacken. Man kennt sich und zieht an einem Strang. Berlin fühlt sich so lebendig an, man merkt, es brodelt hier und die Leute haben Lust auf was Neues und ständige Veränderung.
Was hat dich zu der aktuellen Kollektion inspiriert?
Ich hatte das Gefühl, dass ich durch dieses Jubiläum nochmal ein wenig zurück musste, das aufnehmen, was Licht ausstrahlt und was mir interessant schien. Das heißt, die Kollektion besteht aus diesen 15 Jahren Berlin und dann schließt sich der Kreis, mit dem Venedig-Einfluss für die diesjährige Show.
Was können die Besucher der MBFW von Isabel Vollrath erwarten?
‚Es werde Licht’ – The Poetry of Light. Es soll eine Hommage sein, an das Licht und die Farblichkeiten in Venedig. Es wird auch dieses Jahr wieder eine Art Story geben, so wie bei der letzten Saison, versuche ich auch dieses Jahr mein Publikum durch eine schöne Geschichte in eine andere Welt (der Mode) zu versetzen.
Was bedeutet die Berlin Fashion Week für die regionale und internationale Modeszene?
Die Berlin Fashion Week ist super wichtig. Für mich als Designer bietet sie mir eine Plattform zur Präsentation. Ich möchte meine Kollektion zeigen, vor allem in Berlin, vor internationalem Publikum. Die Fashion Week Berlin gibt mir die Option mit meinem Netzwerk die Berliner Modeszene zu repräsentieren und als eine Art Gesamtkunstwerk darzustellen.
Die Berlin Fashion Week legt ja viel Wert auf Vielfältigkeit – Trends, Sustainability und FashionTech sind die drei Hauptaspekte – wie wichtig ist dir Vielfältigkeit in der Mode? In welchen Bereichen siehst du das meiste Zukunftspotenzial?
Vielfältigkeit ist total wichtig. Vor allem, dass wir Designer hier in Berlin versuchen so unterschiedlich wie möglich zu sein, dass wir aber nicht gegeneinander konkurrieren, sondern, dass wir versuchen unsere eigene Authenzität zu leben. Ich guck nicht nach Trends, ich guck nicht nach links und rechts, ich gucke nach drinnen und gucke in mich rein. Was möchte ich ausdrücken, was ist der Zeitgeist? Hierbei spielt die Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Bei meinen allerersten Kollektionen habe ich ja z. B. mit ausgetanzten Ballerina-Schuhen Kleider gemacht. Einfach, weil das für mich ein Statement war, dass man mit Ressourcen, die schon da sind, auch arbeiten kann. Oder ich habe Stoffrollen abgekauft vom Berliner Modeinstitut, das verbinde ich halt auch mit Nachhaltigkeit. Ich arbeite damit weiter, mit dem Bewusstsein, dass das dann auch ein Unikat ist. Ich wünsche mir, dass sich die Branche weiter in diese Richtung bewegt, der Massenmarkt muss ein Ende haben.
Wie siehst du die Zukunft deines Modelabels? Wie geht es weiter?
Bisher bin ich eine Couturier und arbeite mit skulpturalen Silhouetten. Das ist natürlich auch meine Leidenschaft! Aber ich möchte auch gerne eine kleine Serie entwickeln, die täglich tragbar ist, die nicht ganz so viel Volumen hat, die ich auch in einer kleinen Serie produzieren lassen möchte.
Des Weiteren wäre es auch in meinem Interesse das Team ein wenig auszubauen. Momentan entsteht alles bei mir im Atelier und wird von mir selbst erstellt. Ich habe keine Schneiderin oder einen Praktikanten. Ich denke besonders über Unterstützung im Bereich Marketing, Vertrieb und Sales nach.
Die Runway-Show von Isabel Vollrath wird im Rahmen der MBFW am 05. Juli um 21:00 Uhr im eWerk Berlin zu sehen sein. Das Publikum kann sich auf die Kollektion zum Thema Licht und Farblichkeiten in Venedig freuen und die Show zudem als Live-Übertragung auch außerhalb des Veranstaltungsortes mitverfolgen.