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Berlin's New Fashion Talents
Berlin liegt am Puls der Zeit. Tausende Kreative von der ganzen Welt besuchen diese Stadt oder ziehen hier her und lassen sich von den verschiedenen Strömungen inspirieren. Durch den internationalen Kern, vermischen sich hier nicht nur Kulturen, sondern auch Gewohnheiten und ganz besonders Kleidungsstile. Trends verschwimmen und Streetstyles werden geboren, die zu neuen Trends gemacht werden.
In kaum einer anderen Stadt ist innerhalb der Kreativbranche so viel los und die Entwicklung so schnelllebig, wie in der deutschen Hauptstadt. Kein Wunder, dass Modedesigner aus der ganzen Welt ebenfalls hier her pilgern, um ihr Label zu gründen und sich von der Welle mitreißen zulassen. Weiterhin bringen die Design Hochschulen jedes Jahr große neue Talente hervor, die mit Sitz in Berlin, etwas Großes entstehen lassen.
Es gibt viele Erfolgsgeschichten in der Berliner Modebranche. Beispielsweise des Modelabels Kaviar Gauche. Die Designerinnen Alexandra Fischer-Roehler und Johanna Kühl gründeten ihr eigenes Label nach ihrem Studium an der Modeschule Esmod in Berlin. Durch eine Guerilla Modenschau vor dem Pariser Trend Kaufhaus Colette wurden sie berühmt und schafften national wie auch international den Durchbruch. Das Label hat einen hohen Wiedererkennungswert, wenn es um tragbare Couture Mode aus Deutschland oder Bridal Fashion geht. Genau das brachte ihnen viele berühmte Fans und Freunde. Auch Marina Hoermanseder erlebte einen rasanten Aufstieg im Modebusiness durch ihr außergewöhnliches Talent. Sie begann mit Kursen an der Central Saint Martins in London und studierte daraufhin bis 2013 an der Esmod in Berlin Modedesign. Nach ihrem Abschluss gründete sie ihr gleichnamiges Label und leitet mittlerweile ihr eigenes kleines Unternehmen mit über 15 Mitarbeitern.
So auch die neueste Entdeckung am Berliner Modehimmel: Das Label Nobi Talai, der Designerin Nobieh Talaei, hat seine Wurzeln in Berlin. Ebenfalls gründete sie ihr Label nach ihrem Abschluss an der Esmod Berlin. Seit knapp einem Jahr ist sie im Modebusiness vertreten und wird dabei nicht nur von einer großen Fangemeinde, sondern auch von der Senatswirtschaft Berlin/ Projekt Zukunft und dem Fashion Council Germany unterstützt.
Dies sind nur kurze Ausschnitte aus den Erfolgsgeschichten von Berliner Labels. Es gibt viele mehr und so soll es auch weitergehen – dafür will ganz besonders die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung sorgen, in dem es die jungen Talente explizit unterstützt. Gemeinsam mit dem Fashion Council Germany kümmern sie sich durch das Mentoring-Programm, um die Nachwuchsdesigner Marina Hoermanseder und das Label Nobi Talai. Sie unterstützen den Berliner Mode Salon, so wie die Gruppenausstellungen in Berlin und Paris und auch den Berlin Showroom in New York. Besonders wichtig ist jedoch, dass die SenWTF jede Saison vier Designer durch das Projekt Zukunft mit einer Modenschau zur Modewoche in Berlin unterstützt. Seit der Saison 2016 kümmern sie sich im Vorfeld der Fashion Week auch um die Akquise von Sponsoren und Marketingpartner, der Produktion, sowie der Pressearbeit zur Präsentation im Rahmen der Mercedes-Benz Fashion Week. Ab 2007, mit der ersten Fashion Week in Berlin, wurden durch die Senatswirtschaft mehr als 70 Modeschauen und Präsentationen unterstützt. Dieses Jahr wurden von Projekt Zukunft ausgewählt: IVANMAN, Brachmann, Maisonnoée und Steinrohner.
Das Besondere an diesen vier Labels ist, dass sie alle sehr unterschiedliche Entstehungsgeschichten haben, jedoch ihr Label nach Berlin brachten oder hier blieben. Ivan Mandzukic vom Label „IVANMAN“ wurde in Serbien geboren, zog nach Deutschland und absolvierte zunächst ein Praktikum beim Kostüm am Theater. Er begann als EDV-Administrator und wechselte zum Modedesign, wo er sein Studium an der ESMOD Berlin abschloss. Er gründete „IVANMAN“ und wurde dafür bereits mehrfach ausgezeichnet.
Auch die Designerinnen Inna Stein und Caroline Rohner des Labels „Steinrohner“ kommen nicht gebürtig aus Berlin. Es zog sie jedoch für ihr Studium hierher, wo sie an der KHB erfolgreich abschlossen und 2013 ihr Label gründeten. Sie gewannen mit ihren außergewöhnlichen und avantgardistischen Designs sowie künstlerischen Techniken bereits mehrere Awards.
Designerin Jennifer Brachmann began ihre Mode-Karriere nicht in Berlin und zog erst nachdem sie Modedesign in Halle und zuvor Architektur in Dresden studierte, in die Hauptstadt. Das Menswear Label Brachmann wurde 2014 gegründet und steht für zeitlose Herrenmode aus Berlin.
Maisonnoée wurde ebenfalls erst 2013 von der Designerin Sophie Böhmert ins Leben gerufen. Auch sie schloss an der Esmod Berlin ihr Modedesign Studium ab, bevor sie sich selbstständig machte. Ihre Mode steht für tragbares Design ohne Effekthascherei.
An dieser Stelle ist es demnach auch wichtig, allerneuste Talente, die die Modeschulen aus Berlin gerade erst hervorgebracht haben, vorzustellen. Wir haben fünf Jungdesigner rausgesucht, die man weiter beobachten sollte.
Florian Parzival Luther von der ESMOD BERLIN
„Parzival“ nennt sich die Kollektion und das Label des jungen Designers Florian Parzival Luther, der 2015 erfolgreich an der ESMOD Berlin sein Modedesign Studium abschloss. Zuvor war er unter anderem bei Odeeh und dem Berliner Label Barre Noire tätig. Luther beschäftigt sich mit dem Surrealismus und fertig Avantgard-Mode aus selbst geprinteten und designten Materialien, mit denen er sein besonderes Talent für Farb- und Formgebung beweist.
Körperferne Schnitte betonen das Surreale, was ihm besonders wichtig ist und Materialmixe zeigen den experimentierfreudigen Charakter des Designers. Durch ungewohnte Layerings wird man überrascht, farbenfrohe Feuerwerke spielen sich auf den Mänteln, Ponchos und Kleidern, aus Teil selbsthergestellten Filz und Vintage gefärbten Pelzen ab. Eine erfrischende Überraschung und Design, das sich etwas traut, dabei jedoch wunderbar als Hingucker tragbar bleibt.
Selima Sevim und Tobias F. Müller von der Kunsthochschule Weissensee
Während ihres Design-Studiums in München lernten sich Selima Sevim und Tobias F. Müller kennen. Das Designer-Pärchen ging von da an einen gemeinsamen Weg und entschied sich ihren Master an der renommierten Kunsthochschule Weissensee abzuschließen. 2015 war es soweit: Während sich Selima derzeit in einem weiterführenden Master-Studium befindet, ist Tobias mittlerweile Head of Design der Marke ARYS.
In ihrem Design ergänzen sich beide sehr gut. Selima Sevim legt ihren Schwerpunkt auf melancholische und japanisch anmutende Designs, freie Drapierungen treffen aus sensibel abgestimmte Farbigkeit. Inspirationsquellen sind dabei meist literarische Werke, vor allem aus der japanischen Philosophie, wodurch ihr Frauenbild selbstbewusst und zerbrechlich zugleich wirkt.
Tobias F. Müller legt hingegen seinen Schwerpunkt auf das Digitale. Stimmungsbilder werden durch Illustrationen und Collagen aus Fotografien erzeugt. Von Streetart über Unterwassserwelten lässt er sich von verschiedenen Bereichen inspirieren, die er digital umsetzen kann. Im Team von Dirk Schöneberger konnte er bei Adidas SLVR besonders viele Erfahrungen sammeln. Sein Allround-Talent über Grafik-, Webdesign und Produktmanagement, sowie natürlich Modedesign, zeigte er auch bereits im öffentlich rechtlichem Fernsehen.
Als Team setzen die beiden ihre Fotostrecken gemeinsam um, ergänzen die gewünschten Stimmungen und inspirieren sich gegenseitig. Beide sind auch bereits Gewinner verschiedener Awards und konnten an Ausstellungen mit ihren Werken teilnehmen.
Nathini vander Meer und Sarah Effenberger von der UDK BERLIN
Nathini vander Meer weiß, dass die Kleidungsweise der Menschen klare Rückschlüsse auf ihren Lebensstil erlauben. Die Jungdesignerin wuchs zwischen Südostasien und Berlin auf, reiste viel und konnte so schon seit eh und je die kulturellen Unterschiede und Eigenheiten der Kleidung erkennen. Als Teil einer sehr kreativen Familie, begann sie ihr Modedesign Studium an der Universität der Künste in Berlin. Sie kam als Gasthörer zusätzlich in Kontakt mit Installation, Performance und Video. Beide Bereiche, der als Filmemacherin und als Mode Designerin, gehören nun zu ihrem Alltag.
Mode hat für Nathini heutezutage einen No-Season Charakter. Im Winter trägt man Seidenkleidchen und im Sommer lange Mäntel. Traditionelle Moderhythmen stellen sich langsam ein. So reist Nathini vander Meer weiterhin mindestens sechs Monate im Jahr durch die Welt und nutzt dies als Inspirationsquelle. Ihre Mode ist sehr aufwendig und sehr exklusiv, beispielsweise findet man neue Materialoberflächen und Stickerei Techniken, die nur auf Anfrage hergestellt werden können. Entgegen dem Fast-Forward Gedanken, sucht sie nach Slow-Fashion Elemente, wo die Qualität zählt und nicht die Herstellung als Massenware. Nebenbei entwarf sie 2014 eine Ready-to-wear Kollektion, die ebenfalls den Qualitätsgedanken stützt, aber sich nicht dem Kollektions-System unterwirft.
„Warum ist es einem Mann in der heutigen emanzipierten und aufgeklärten Welt immer noch so fremd, sich sinnlich zu zeigen?“ – Mit dieser Frage beschäftigt sich das neue Talent Sarah Effernberger, die ebenfalls erfolgreich ihr Modedesign Studium an der UDK Berlin abschloss.
Ihr Wunsch danach, den Mann anders und neu darzustellen, brachte sie auf ihre eigene Still. Mit ihren Kollektionen will sie einen Anstoss geben, den Mann aus seinem festgefahrenen Bild zu befreien und zu beweisen, dass auch ein geschmückter Mann maskulin und nicht lächerlich wirken kann. Trotz ihrer Experimentierfreudigkeit hält sie an gewisse Konventionen fest. Sie möchte mit den Elementen spielen und so die Geschlechtergrenzen ein wenig aufrütteln. Die Kollektion soll verwundern und verwirren, bis die Reaktionen darauf mit der Zeit „normal“ werden.
Mit ihrer Unisex Kollektion „Fomme“ möchte sie Herren- und Frauenmode zusammenbringen, ohne typisch neutrale und androgyne Formen zu definieren. Sie möchte, trotz Gleichstellung des Stils, auch die unterschiedlichen Körperformen beachten und dabei keine Kompromisse eingehen müssen. So wird es unisex-Schnitte geben, die jedoch den unterschiedlichen Bedürfnissen der Körperformen von Mann und Frau angepasst sind.
Cornelia Yzer, Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung erklärt, warum es so wichtig ist junge Talente zu unterstützen: „Mode ist ein starker Wirtschaftsfaktor für Berlin. Als Wirtschaftsverwaltung wollen wir den Modestandort mit seinem Schwerpunkt auf junges Design weiter stärken. Über unterschiedlichste Formate, darunter Slots auf nationalen und internationalen Modemessen, Wettbewerben und Coachingprogrammen, investieren wir u.a. gemeinsam mit dem Fashion Council Germany schon heute in die Stardesigner von morgen.“ Mit knapp einer Million Euro wird die Modeindustrie Berlins jährlich unterstützt, rund 300.000 Euro fließen direkt in die Nachwuchsförderung.
Mehr Informationen über die Förderungen des SenWTF:
http://www.berlin.de/projektzukunft/wettbewerbe/foerderungen-berlin-fashion-week/
Mehr Informationen über die Berliner Modeschulen: