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Berlin Contemporary: Interview mit Acceptance Letter Studio
„You are accepted.” So könnte die Botschaft des Labels Acceptance Letter (zu deutsch: Annahmebrief) zusammengefasst werden. Der aus Seoul stammende Designer Jakeyoung Sim möchte mit seinen avantgardistischen Designs jede Person in ihrer Einzigartigkeit annehmen und ihre individuelle Schönheit feiern. Die Entwürfe sind genderneutral und nachhaltig konzipiert und stehen für eine integrative Modekultur.
Hallo Jakeyoung! Kannst du dich und dein Label kurz vorstellen?
Hallo, ich bin Jakeyoung - der Gründer und Chefdesigner von Acceptance Letter Studio. Das Label wurde in Berlin gegründet und wir operieren zwischen Berlin und Seoul. Wir haben Anfang dieses Jahres unsere Debütkollektion in beiden Städten gezeigt.
Mit deiner Mode möchtest du Akzeptanz, Stärke, und Wärme ausdrücken. Wie zeigt sich das in deinen Entwürfen?
Das ist etwas, an dem ich ganz bewusst arbeite. Ich arbeite daran, Kleidungsstücke zu kreieren, die für eine Vielzahl von Körpertypen geeignet sind und auf viele verschiedene Arten getragen werden können, je nach den Vorlieben der Person, die sie trägt.
Du hast immer wieder andere Menschen in deinen Schaffensprozess einbezogen. Warum ist das wichtig für dich?
Meiner Meinung nach geht es bei Mode nicht nur darum, meine Gedanken und Überzeugungen bei jemand anderem durchzusetzen. Stattdessen geht es vielmehr darum, ihre Bedürfnisse und Wünsche zu verstehen, um wirklich überzeugende Stücke anzubieten. Ich finde, dass mir die Arbeit mit unterschiedlichen Menschen hilft, den Denkprozess zu bereichern, da ich die Gedanken und Gefühle anderer berücksichtigen muss.
Was inspiriert dich im Moment?
Aktuell lasse ich mich von Vionnets Taschentuchkleid inspirieren und spiele mit dieser Idee herum.
Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein wichtiger Faktor in deinen Kollektionen. Wie setzt du das um?
Der größte Faktor, um Nachhaltigkeit in der Mode erfolgreich umzusetzen, ist für mich die Materialauswahl. In dieser Saison ist es mein Ziel, mehr recycelte oder biologisch abbaubare Materialien in die Kollektion zu integrieren. Sie sollen 80 % des gesamten verwendeten Materials ausmachen.
Wie siehst du Berlin als Modestadt? Was macht sie so besonders?
Berlin bietet den Nährboden für junge Kreative. Es gibt einen Raum für Experimente. Ich glaube, diese Qualitäten gelten auch für die neuen Generationen von Modedesignern in Berlin. Obwohl es noch nicht als Modestadt etabliert ist, wächst es schnell. Ich freue mich, mit meinen Designerkolleg/innen Teil dieser Wachstumswelle zu sein.
Was bedeutet Berlin Fashion Week als Plattform für dich und für die Modeszene? Wirst du auch in der kommenden Saison wieder dabei sein?
Berlin ist mein Zuhause, und es ist auch das Zuhause von Acceptance Letter. Ich würde auf jeden Fall gerne meine zukünftigen Kollektionen hier in der nächsten Saison und vielen weiteren präsentieren.
Was hat sich in der Mode in den letzten Jahren verändert? Welche Chancen und Herausforderungen gibt es in der Modeindustrie in Zukunft?
Ich denke, dass die visuelle Kultur, die wir konsumieren, die Mode in den letzten Jahren enorm verändert hat. Videobasierte Social-Media-Plattformen wie TikTok und YouTube haben die Art und Weise beschleunigt, wie wir Mode konsumieren, nicht nur als physische Ware, sondern auch als visuelles Medium.
Einerseits macht es mir Sorgen, dass dies zu einem noch exzessiveren und schnelleren Konsum von Fast Fashion führen könnte. Betrachtet man es jedoch als Teil der visuellen Kultur, finde ich es großartig, dass mehr Menschen Zugang zu Mode haben, ohne ein gedrucktes Medium wie Zeitschriften oder Designerprodukte kaufen zu müssen.
Wie sieht eine authentische und integrative Modekultur für dich aus?
Ich denke, sie sollte widerspiegeln, wie die Welt aussieht. Für mich zumindest würde das bedeuten, dass meine Arbeit die Mitglieder der Gemeinschaften widerspiegeln sollte, zu denen zu gehören ich stolz bin. Ich nehme an, sie könnten viele verschiedene Namen haben: Queers, Immigranten, People of Color - aber eines ist sicher: Wir sind alle hier, und es ist selbstverständlich, dass sich dies in der Modekultur widerspiegelt, die ich mit dem Acceptance Letter aufbaue.
Vielen Dank für das spannende Interview!