Philomena Zanetti - Gewinner Label des Mentoring Programms 2017

Dieses Jahr standen Nachhaltigkeit und Green Fashion an erster Stelle bei der Wahl der Gewinner Labels des Mentoring Programms 2017. Wir sprachen mit Julia Leifert, CEO von Philomena Zanetti über Sustainability, die Entwicklung der nachhaltigen Mode und dem Standort Berlin

Im Mai 2017 standen die Gewinner des diesjährigen Mentoring Programms 2017 des Fashion Councils Germany, der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie der Messe Frankfurt (Veranstalter vom Greenshowroom und Ethical Fashion Show Berlin) fest: Benu Berlin und Philomena Zanetti. Beide Labels überzeugten mit ihrem nachhaltigen Charakter und ihrer durchdachten Arbeitsweise. Wir trafen Julia Leifert, CEO des Labels Philomena Zanetti zum Gespräch.

Liebe Julia, herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Mentoring Programms 2017 – Inwiefern wird sich dein Leben als Designerin des Labels Philomena Zanetti verändern?

Herzlichen Dank. Ich habe mich sehr über den Gewinn des Programms gefreut und bin gespannt auf die gemeinsame Zusammenarbeit. Mein Leben wird sich dadurch natürlich nicht grundlegend ändern, das heißt mein Team und ich folgen weiterhin unserer Vision als Pioniere, um ein Statement zu setzen und zu zeigen, dass auch im Bereich High-End-Womenswear, Nachhaltigkeit und höchste Qualität in der Manufaktur zusammengehören.

Der Fashion Council Germany und die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe stellten beim Bewerbungsverfahren erstmals die Bedingung, dass man als nachhaltiges Label funktioniert. Ein starkes Statement für die gesamte Modebrache. Welchen Fortschritt siehst du zum Thema Nachhaltigkeit innerhalb der Mode, seit deinen Anfängen?

Bei einigen Marken des Mittelgenre und vor allem bei Brands aus dem Streetwear- und Outdoor-Bereich, ist eine nachhaltige Produktion schon länger auf die ein oder andere Weise im Unternehmen integriert. Selbst die Vertikalen haben das Thema für sich entdeckt. Ob es sich nur um „Greenwashing“ handelt sei dahin gestellt; bei anderen ist es schon jetzt ein Teil der DNA. Es ist eine sehr positive Entwicklung, die zur Stärkung des Bewusstseins für das Thema auch bei den Kunden beiträgt.
Ich merke außerdem, dass sich mehr und mehr Unternehmen in der Vorstufe, Fabrics, Fasern, und Finishing, zusammenschließen und ihr Know How teilen, um die gesamte Branche nach vorn zu bringen. Im High End Bereich sehe ich noch viel Potenzial. Qualität und umfassende Nachhaltigkeit auf höchstem Niveau funktionieren sehr gut zusammen. Nachhaltigkeit hat schon lange nicht nur etwas mit Ökobewegung zu tun. Es gibt erstaunlicherweise noch immer viele Menschen, die meinen Nachhaltigkeit sei gleichbedeutend mit „unsexy“. Meine Vision ist es, zum Umdenken zu bewegen. Luxus Mode mit Tiefe funktioniert und ich möchte dazu beitragen, dass dieses Konzept für die gesamte Branche ein Standard wird.

Du konntest dich gegen zahlreiche Mitbewerber gemeinsam mit Benu vor der Jury durchsetzen. Wie hast du sie überzeugt?

Das Auswahlverfahren bestand aus zwei Phasen, eine schriftliche Bewerbung und Präsentation des Labels in der ersten Phase, anschließend durften die Finalisten eine mündliche Präsentation, gefolgt von einer Fragerunde vor der Jury, halten. Ich denke, ausschlaggebend war, dass ich ich selbst war. Ich habe der Jury meine Überzeugung und meine Vision aufgezeigt. Eine Powerpoint Präsentation, Website und eine funktionierende Social Media Präsenz sollte heute jeder im Back-up haben, um sich zu präsentieren. Aber am Ende zählt jedoch, was man tut und wofür man steht.

Wie wird dich das Mentoring Programm ab sofort unterstützen?

Ich freue mich sehr auf die Berlin Fashion Week und auf die neuen Erfahrungen, die ich dort machen werde, neue Menschen kennenlernen, Kontakte mit Kooperationspartnern knüpfen oder Händler und Vertreter der Presse treffen. Dies steht auch im Fokus. Wir sind mit zwei Messepräsenzen und der zusätzlichen Präsentation des FCG mit allen Mentees der vergangen Saisons auf der Premium sehr gut aufgestellt und bereit den nächsten Schritt mit Philomena zu gehen. Darüber hinaus werden wir direkt im Anschluss in eine intensive B2B Phase starten, aber auch in der Kommunikation das Label auf das nächste Level bringen. Gemeinsam mit den Mentoren werden die verschiedenen Unternehmensbereiche durchleuchtet und optimiert. Wir haben außerdem einige Neuerungen geplant, die in nächster Zeit im Fokus stehen werden. Das wird eine spannende und sehr intensive Zeit. Die Möglichkeiten hier sind unfassbar groß, aber alles in Pionierarbeit. Wir freuen uns darauf.

Welche Chancen siehst du in Berlin als Modestandort?

Die Stadt inspiriert und Berlin als Leuchtturm deutscher Kreativität und Kultur zieht täglich das internationale Publikum an. Die Vielfältigkeit der Stadt und das Gefühl der Metropole sind einzigartig in Deutschland. Berlin ist für mich der Ort, der am besten die Mode-Community zusammenbringen kann. Ich hoffe aber, dass in der Zukunft noch mehr in die individuelle Förderung junger Designer und Kreativer investiert wird.

Ein Alleinstellungsmerkmal kann die Stadt und ihre Designer nur entwickeln, wenn Sie sich nicht mit anderen Modemetropolen vergleicht. Die Eigenheit der hier ansässigen jungen Kreativen ist dabei wichtig und diese muss unterstützt werden. Nur dann kann die Strahlkraft Berlin international leuchten. Die Arbeit des FCG und der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe ist bereits ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Wieso hast du dich schon vor Jahren dazu entschieden als Label nachhaltig zu arbeiten und welche Schwierigkeiten gab es zu Anfang?

Für mich gab es keine Alternative – so oder gar nicht. Für mich gehört ein fairer und bewusster Umgang mit meiner Umgebung in allen Bereichen meines Lebens dazu. So war klar – wenn ich eines Tages ein Label gründe, dann im nachhaltigen Bereich.

Noch heute gibt es viele Schwierigkeiten, aber das sind in erster Linie die, mit denen jede Junge Marke umgehen muss. Die Menschen sehen den Look und das Design, aber sie beschäftigen sich wenig in der Tiefe mit den Produkten. Mode ist heute leider allzu oft substituierbar. Die Vertikalen bringen den Look der internationalen Schauen in Windeseile auf die Shop-Fläche. Das ist für uns eine Herausforderung. Inszenierung, Anreize setzen, Begehrlichkeit schaffen, den grauen Alltag erleuchten – Mode bewirkt viel mehr bei den Menschen, aber all das ist auch nachhaltig möglich. Dafür muss weder der Mensch, noch Tier, leiden.

Weiterhin ist eine Schwierigkeit im nachhaltigen Sektor, dass die transparente Wertschöpfungskette vom Rohstoff bis zum Endprodukt, sehr viel Zeit- und Kostenintensiver ist. Viele leben nach dem Prinzip: „Bio ja, aber bitte zum Discounter-Preis." – das geht natürlich nicht, wenn wir unsere Mitarbeiter fair bezahlen und unserer Kundin ein TopProdukt bieten wollen. Wir bieten Mode für all jene, die die gleiche Vision teilen und nicht nur für Trends leben, sondern für die Mode und dem, was sie ausmacht.