Der Fußabdruck der Deutschen Mode – eine Analyse

©Axl Jansen for Fashion Council Germany
©Axl Jansen for Fashion Council Germany

Nachhaltigkeit und Ressourcenverbrauch sind nicht erst seit Kurzem vieldiskutierte Themen – auch in der Mode. Doch eine allumfassende Aufstellung der Fakten zur deutschen Modeindustrie, sozusagen eine Darstellung des Ist-Zustandes, fehlte bislang. Nachdem das Fashion Council Germany als Interessenvertretung im letzten Jahr (2021) eine Studie zum „Status der Deutschen Mode“ herausgegeben hatte, die Deutschland als Modestandort in Hinsicht auf Wirtschaft, Technologie und Innovation untersuchte, folgt jetzt ein „Bericht über die Auswirkungen der Deutschen Modeindustrie“.

Der „German Fashion Footprint“ stellt den Einfluss der deutschen Modeindustrie durch inländische, aber auch ausländische Produktion dar, die auf dem deutschen Markt verkauft wird. Sowohl die direkte Bilanz der Produktion, als auch die indirekte Bilanz durch die Lieferketten fließen in die Gesamtbilanz mit ein. Nicht berücksichtigt werden hier deutsche Unternehmen, die im und gleichzeitig für das Ausland produzieren. 
Zur deutschen Modeindustrie gehören unter anderem Modemarken wie Adidas, Puma, Hugo Boss, um nur die größten zu nennen, Dienstleister, Textil- und sonstige Produktion im Bereich Mode und Accessoires, Modegroß- und -einzelhandel, und Modewerbung. Sie generiert ca. 2,3 Mrd. € Bruttowertschöpfung pro Jahr und liegt damit innerhalb Europas auf dem zweiten Platz. Auch bei den Verbraucherausgaben für Kleidung ist Deutschland mit 76 Mrd. € nach England zweiter. Damit ist Deutschland einer der stärksten Konsummärkte weltweit und hat natürlich Einfluss auf die globalen Umweltbelastungen. Nicht zuletzt, weil oft Produktion ausgelagert wurde. 

Die Modeindustrie (ver)braucht Energie en masse

Die Studie analysiert die Treibhausgasemissionen, den Energiebedarf, den Wasserverbrauch, die Luftverschmutzung (indirekte Treibhausgase) und den landwirtschaftlichen Flächenbedarf, die dadurch entstehen. Deutschlands Modeindustrie stößt jährlich 38 Millionen Tonnen Treibhausgase weltweit aus, wobei 90% davon im Ausland ausgestoßen werden. Ein Grund dafür ist der Energieverbrauch. Es werden jährlich schätzungsweise 535.000 Terajoule verbraucht und noch immer werden 83% davon aus fossilen Brennstoffen gewonnen. Die restliche 27% werden durch Kernkraft und Erneuerbare Energien erzeugt. 
Die weltweit ausgestoßenen Luftschadstoffe, die nicht in den Treibhausgasemissionen enthalten sind und wozu unter anderem Feinstaub und Kohlenmonoxid gerechnet werden, belaufen sich jährlich auf 740.000 Tonnen. 

Die Industrie hat einen jährlichen Wasserverbrauch von 6,4 Milliarden Kubikmetern, wobei zwischen verschiedenen Wasserkategorien unterschieden wird. Zwei Drittel der Menge sind „grünes Wasser“, das heißt Regenwasser für den Pflanzenanbau, 1,6 Milliarden Kubikmeter sind „graues“, verunreinigtes Wasser und 900 Millionen Kubikmeter sind „blaues Wasser“, das der öffentlichen Wasserversorgung entnommen wurde. 
Der landwirtschaftliche Flächenbedarf wird auf 2,5 Millionen Hektar geschätzt; meist für den Anbau von Baumwolle, aber für die Gewinnung auch Wolle, Leder oder anderen Fasern. 

Die Zahlen zeigen, dass Änderungen auf vielen Ebenen dringend nötig sind. Teilweise sind diese schon in Gang gesetzt; brauchen aber durchaus staatliche Unterstützung, besonders für kleine und mittelständische Unternehmen, so ein Fazit des Berichtes. Diese Umstrukturierung von Produktionsprozessen, Lieferketten und Dienstleistungen in der deutschen Modeindustrie ist nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer und technologischer Sicht wichtig, da sich eine Zukunft der Modebranche sonst schwierig gestalten könnte.  
 

Ist Deutschland smart genug? Ja!

Schon die vorangegangene Studie zum Status der Deutschen Mode verwies auf das oft ungenutzte Potential der Branche bei Technologien und Innovationen. Beispielsweise ist Deutschland führend bei der Herstellung Smarter Textilen; muss aber weiterhin stark investieren, um diesen Vorsprung zu halten. 

Know-How und technische Innovation sind ein großer Vorteil inländischer Unternehmen und Modeschulen. Allerdings gibt es auch oft eine Abwanderung junger Talente, da der Fokus deutscher Modeindustrie meist zu sehr auf der Technik und weniger auf der Kreativität liegt und so quasi ein Verlust von Wissen stattfindet. 
Die digitale Transformation ist ebenfalls hilfreich bei neuen Möglichkeiten der Nachhaltigkeit, aber auch hier bedarf es einiger Förderung an einigen Stellen.

Es gibt inzwischen viele Initiativen und Organisationen, vor allem in und aus Berlin, die an verschiedenen Problematiken arbeiten, wie circular.fashion, Clean Clothes Campaign oder FairWertung- der deutsche Verband für faire Wiederverwertung. Da deutsche Verbraucher zunehmend die Wichtigkeit von nachhaltiger Kleidung erkennen und bereit sind, teils sogar fordern, auf „Wegwerfmode“ zu verzichten, ist das eine große Chance für die Industrie. 
Auch die Berlin Fashion Week setzt auf Nachhaltigkeit als wichtigen Faktor in der Modebranche und setzt ihren Fokus auf Themen wie Nachhaltigkeit, Zero Waste, Circular Fashion und zeigt Berliner und deutsche DesignerInnen, wie z.B. Bondy, Anekdot und viele andere, die ihren Schwerpunkt genau hier setzen. Auch die Formate der Berlin FAshion Week, wie Fashion Open Studio oder auch 202030 - The Berlin Fashion Summit zeigen aktuelle Probleme aber auch Lösungsansätze im Rahmen der berlin Fashion Week.

Die Studie als Ist-Analyse soll als Instrument für politische Entscheidungen und zur Förderung der inländischen Modeszene dienen, denn ohne solche Förderungen könnte Deutschland in diesem wichtigen Bereich einige Entwicklungen verpassen, die ausschlaggebend für eine erfolgreiche Zukunft sind. 

Nicht nur in der Modebranche, sondern, da sich die verschiedenen Branchen teilweise durchdringen und gegenseitig fördern, allgemein wirtschaftlich, technologisch und innovativ. Denn wer die Modebranche stärkt, so ein Fazit der Studie, stärk auch Kreativität, Innovation und Zukunftsfähigkeit. 

Die Studie "German Fashion Footprint" des Fashion Council germany kann hier herunter gealden werden.