ZEITMagazin x Vogue Konferenz: „Fashion Fast Forward“

Zum zweiten Mal luden die beiden Magazine zum gemeinsamen Talk in den Kronprinzenpalais. Eine Momentaufnahme des aktuellen Stand der Mode in Deutschland

Am 09. Juli 2015 trafen sich Journalisten, Einkäufer, Designer und wichtige Mode-Unternehmer im Kronprinzenpalais, um über „Fashion Fast Forward“ im Rahmen der ZEITMagazin x Vogue Konferenz zu diskutieren.

Tillmann Prüfer, ZEITMagazin-Style Director, begann die Konferenz mit der Frage: „Wonach sehnen wir uns eigentlich heute?“ Es ist kein Geheimnis, dass wir in unseren Wertevorstellungen, eher in der Vergangenheit schwelgen, als uns mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Wir sehnen uns gesellschaftlich wie auch aus modischer Sicht nach mehr Sicherheit und Nachhaltigkeit. Wir sind derzeit eher Retro, als an einem Ort, an dem man in Zukunft sein könnte. Die Forderung ist, dass die Mode den Technologien erzählen soll, wo wir hin müssen.

Die wichtige News für viele war jedoch an diesem Tag, dass es essentielle Neuerungen in unserer kleinen Modelandschaft gibt. In der letzten Saison wurde zur Freude vieler Mode-Unternehmer der Fashion Council Germany gegründet, um die Mode als Kulturphänomen in Deutschland weitgehend zu fördern, Talente zu unterstützen und Designern unter die Arme zu greifen. Christiane Arp gab im Rahmen der Konferenz bekannt, wer ab sofort ein Fellowship-Programm durchlaufen wird, was bedeutet, dass diese ausgewählten Designer mit der Unterstützung der Berliner Senatsverwaltung für Technologie und Forschung rechnen können. Dies umfasst eine finanzielle Förderung als auch ein Mentorship. Retailer werden ab sofort verstärkt durch den Fashion Council mit den Designern vernetzt, um sie so verstärkt an den Markt zu bringen.

Die glücklichen erstauserwählten Designer des Programms sind Nobi Talai, ein junges Talent aus Berlin, wie auch die bereits erfolgreiche österreichische Designerin Marina Hoermanseder, die als Ausnahmetalent in der Branche gilt. Die Entscheidung war für viele eine Überraschung und die Meinungen innerhalb der Experten gehen weit auseinander. Nichtsdestotrotz ist die positive Grundstimmung dieser Wahl zu vernehmen.

Anfang 2016 soll weiterhin in Berlin eine Konferenz stattfinden, in dem die Fashion Councils der unterschiedlichen Länder darüber diskutieren sollen, wie die Programme für junge Designer weiter ausgebaut werden.

Im Laufe der Konferenz wird anhand von erfolgreichen Beispielen an die jungen Designer in Deutschland appelliert. Erdem wird als Designer von morgen vorgestellt. Ein junger kanadischer Designer, mit Sitzt in London, der als Beispiel für alle stehen soll. Sowohl auf künstlerische Ebene wie auch kommerziell kann er überzeugen. Er steht auf einer Linie mit Designern wie Christopher Kane, Roksanda oder J.W. Anderson, die sich laut Erdem auch gegenseitig unterstützen und dennoch alle ihre eigene Identität an den Markt bringen. Trotz des Erfolgs ist es für ihn wichtig, sich stetig weiterzuentwickeln und mehr zu lernen. Oft fühlt er sich noch wie ein Student, was aber gut ist, denn man darf sich nie zu sicher sein und muss die Zielgruppe vor seinem Auge behalten. Auch Designer Jörg Ehrlich von Odeeh wird als Beispiel für eine erfolgreiche Designkarriere vorgestellt. Er rät dazu, nicht direkt durchzustarten, sondern erst Erfahrungen zu sammeln, auch wenn dies ein Jahrzehnt dauert. „Mode braucht eine gewisse Naivität“, dennoch muss man erst wissen, was und wie man es tut.

Anita Tillmann mahnt, dass es zwar bereits viele europäische Förderprogramme für die Kreativbranche gibt, zu ihnen aber nicht die Mode zählt. Dafür hat sich nun der Fashion Council Germany eingesetzt und 315 Milliarden für die Unterstützung junger Designer gewinnen können. „Es geht zwar auch, aber nicht ausschließlich um Geld.“, wirft der regierende Bürgermeister Michael Müller ein. Für ihn ist die Vernetzung kreativer und technologischer Bereiche wichtig, wie beispielsweise die Fashion Tech, die neueste Technologien innerhalb der Modebranche diskutiert.

Alles in allem scheint es eine neuen Wind in Berlin und Deutschland zu geben. Durch das international sinkende Interesse an der Fashion Week in Deutschland, wie auch dem Rückgang der Labels, die in Berlin zeigen innerhalb der letzten Saisons, scheinen die Alarmglocken zu läuten. Der Fashion Council ist ein Lichtblick für die deutsche Modebranche, der Berlin Fashion Week und den vielen Talenten, die um ihre Existenz kämpfen und bisher nicht in den Genuss einer Förderung kamen. Mit Nobi Talai und Marina Hoermanseder ist nur ein Anfang gesetzt und die Zeit wird zeigen, welchen Erfolg das Programm bringen kann und wie man in Zukunft eine positive Entwicklung der Deutschen Modewirtschaft fördern kann, so dass man international erneut an Bedeutung gewinnt.