Highlights der BFW 5 / 7

© SF1OG, Anasteisha Danger
© SF1OG, Anasteisha Danger

SF1OG

Rosa Marga Dahl und Jacob Langemeyer von SF1OG präsentierten ihre Kollektion im historischen Umspannwerk in Berlin Reinickendorf. Inspiriert von der Lebendigkeit von Marktplätzen, luden die wiederholten Berlin Contemporary-Gewinner:innen ihr Publikum dazu ein, mit ihnen das Handwerk, lokale Produkte und den Moment der Begegnung zu feiern: Sie zeigten kunsthandwerkliche Entwürfe mit Marktplatz-Referenzen wie eingearbeitete Schürzen, Patchworkhemden aus antikem Küchenleinen und karierte Einkaufstaschen auf T-Shirts zu Live-Musik der Rockband Golden Hours. 

Looks aus Leggins, Hosenröcken und gelayerten Oberteilen repräsentieren den vielfältigen Alltag der Menschen und wurden zu Minirücksäcken und Shopping-Bags gezeigt, die in Kollaboration mit Eastpak aus recycelten Materialien entstanden.

"Bei SF1OG bauen wir unsere Kollektionen immer aus drei Materialkategorien auf”, erklärt Jacob Langemeyer. “Ein Drittel neue nachhaltige Stoffe, ein Drittel Deadstock-Stoffe und ein Drittel antike recycelte Stoffe und Textilien. Für Frühjahr/Sommer haben wir antikes Leinen aus den Jahren 1800-1900 sowie eine Vielzahl alter karierter Herrenhemden beschafft, die typische Muster von Marktplätzen repräsentieren. Wir spielen gerne mit der Verschmelzung von ‚männlichen‘ und ‚weiblichen‘ Silhouetten, um eine neue Perspektive auf ‚Herrenmode‘ zu bieten. Wir setzen diese Begriffe bewusst in Anführungszeichen, da wir glauben, dass Mode sich zu einem inklusiveren Ansatz entwickeln sollte, weg von traditionellen Etiketten. Die Kollektion enthielt mehrere Marktplatz-bezogene Details, die es ermöglichen, Kleidungsstücke in Taschen zu verwandeln. Weitere spannende Texturkontraste, komplizierte Strickstücke und in verschiedene Kleidungsstücke integrierte Taschen verstärkten den lebhaften und künstlerischen Geist der Kollektion zusätzlich.”

Die Präsentation der SS25-Kollektion wurde durch eine Live-Performance der Rockband Golden Hours ergänzt. Ihre dunklen, spannungsgeladenen und manchmal hypnotischen Rock'n'Roll-Klänge begleiteten die Models, die durch die Marktgassen schritten. Das Casting, kuratiert von Casting Director Kyra Sophie Wilhelmseder, spiegelte die Vielfalt und Authentizität wider, die in den belebten Gängen eines Marktes zu finden sind. Die Modellauswahl betonte echte, vielfältige Charaktere und brach mit den konventionellen Normen der Modeindustrie, um eine Vielzahl von Körpertypen, Altersgruppen und Hintergründen zu präsentieren.

Zusätzlich zu den kunsthandwerklichen Looks der Kollektion gab es vier exklusive Rucksack- und Taschenmodelle, die in Zusammenarbeit mit Eastpak aus wiederverwendeten Materialien hergestellt wurden.

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“Wir spielen gerne mit der Verschmelzung von ‚männlichen‘ und ‚weiblichen‘ Silhouetten, um eine neue Perspektive auf ‚Herrenmode‘ zu bieten. Wir setzen diese Begriffe bewusst in Anführungszeichen, da wir glauben, dass Mode sich zu einem inklusiveren Ansatz entwickeln sollte – weg von traditionellen Etiketten.”

— Rosa Marga Dahl und Jacob Langemeyer, SF1OG

KITSCHY COUTURE

Mit der Mode ihres Labels Kitschy Couture erzählt Designerin Abarna Kugathasan transkulturelle, sehr persönliche und oft gesellschaftskritische Geschichten – nicht ohne sich dabei das ein oder andere stilistische Augenzwinkern zu erlauben. Ihre Debütshow im Februar war überraschend die wohl festivste der Fashion Week. Diese Saison lud die erneute Berlin Contemporary-Gewinnerin ihre Gäste ins Stadtbad Neukölln, wo sie mit ihrer Kollektion ‘Artificial Paradise’ eine Braut feierte, die, frisch mit sich selbst verheiratet, in die Flitterwochen fährt und zwischen Lotusblüten und Plastikpalmen auf einem riesigen Schwan im Berliner Pool verweilend in Einwanderer-Nostalgie schwelgt. 

Passend zum Setting zeigte Abarna Kugathasan dekonstruierte Bademode, lingerie-inspirierte Kleider, knallige Haremshosen und Kimonos aus Spitze und Satin, begleitet von handgenähten Seidenrosen und Delfinen auf Taschen und aus Strass. Abschluss der Show bildete ein schmalsilhouettiger Meejungfrauenrock in knalligem Türkis – eine Zelebration der Positivität, Inklusivität und Freigeistigkeit des Labels.

"Wir senden Grüße aus unserem Artificial Paradise! Nachdem unsere Braut sich selbst in einer prächtig süßen Hochzeit das Ja-Wort gab, macht sie sich nun auf den Weg zu ihrem tropischen Flitterwochen-Refugium. Frisch verheiratet mit sich selbst, ist sie aufgebrochen und genießt nun eine Auszeit von der Realität. Berauscht von Liebe und der Nostalgie von Einwanderern liegt ihr Paradies in einer künstlichen Welt, in der gegensätzliche Kulturen aufeinanderprallten und zu einer verschmolzen. Tropische Hitze, aufblasbare Palmen und schaumige Lotusblumen wurden zu dem Zufluchtsort collagiert, nach dem wir uns sehnen. Wir suchten Schutz, überwanden aber Grenzen und heilten künstlich unser Heimweh. Wir bauten diese Fantasie, weil wir es nicht ertragen konnten, unsere Heimat zu verlieren. Tritt ein und lass dich von unserer Einwanderer-Nostalgie verschlingen, schwelge in collagierten Erinnerungen und betrachte unser heiliges Hybriduniversum."

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HORROR VACUI

Im Lateinischen bedeutet Horror Vacui „Scheu vor der Leere“. Gewohnt gegensätzlich zu dieser Definition zeigte Anna Heinrichs hauptsächlich farbenfrohe und musterreiche Looks, die gerüscht, drapiert oder gesmokt waren und alle überaus romantisch wirkten.

Mit ihrem Runway-Debüt feiert die Berlin Contemporary-Gewinnerin gleichzeitig das zehnjährige Jubiläum ihrer Brand. Als Laufsteg wählte Heinrichs den Kolonnadengang auf der Museumsinsel, dessen unzählige Säulen für die Designerin die beständige Kraft der Liebe symbolisieren – ein zentrales Thema in ihrer Kollektion.

“Love´s Continuum” ist eine Hommage an Liebe. Was inspirierte Sie? 

Die Liebesgeschichte meiner Eltern, die im letzten Jahr verstorben sind. Mit dem Titel ist nicht nur ihre romantische Verbindung gemeint, sondern ihr Zueinanderfinden trotz und mit unterschiedlichen, sogar gegensätzlichen kulturellen Identitäten.

Sie lieben es, Muster, Farben und Materialien zu mixen. Welche spielen die Hauptrolle? 

Die gesamte Kollektion besteht aus Stoffen, die ich während der letzten zehn Jahre für Horror Vacui genutzt habe. Neben Klassikern, nämlich Baumwollpopeline, habe ich viele Seidentaffeta, -twills und -satins genutzt. Die Farben reichen von Rosa, Pink, Gelb, Blau bis hin zu Violett und Weiß. Diese Saison sind auch einige schwarze Looks dabei, vielleicht als intuitive Trauerreferenz. Und die Silhouetten sind fließend und feminin. Wir haben unseren typischen Millefleur genutzt, aber es gibt auch unifarbene Looks. 

Alle Entwürfe entstanden wieder per Hand, sind unglaublich detailliert gefertigt und beleben fast vergessene Handwerkstechniken, wie Honeycomb Smoking, Froschgoscherl oder Muschelsäume. Welche Looks sind Ihre Favoriten?

Dazu gehört ein Rock, der aus tausenden handgenähten Herzen besteht. Ebenso eindrucksvoll sind die Patchwork-Teile mit Segelschiff-Motiv, die aus über hundert verschiedenen Stoffen der letzten zehn Jahre gefertigt wurden. Das Segelschiff ist ein zentrales Motiv in der Quilt-Kunst, insbesondere bei den Amishen. Es symbolisiert die Überfahrt nach Amerika, Migration und Transformation. Es steht für die Übertragung einer kulturellen Identität an einen neuen Ort, wo sie ihr Erbe weitergeben und gleichzeitig neuen Einflüssen ausgesetzt sind, wodurch etwas völlig Neues entsteht. Die Amishen sind Mennoniten, die aus Deutschland ausgewandert sind. Auch die Vorfahren meines Großvaters mütterlicherseits waren deutsche Mennoniten, die nach Pennsylvania und in die heutige Ukraine auswanderten.

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DZHUS

Weniger einer klassischen Modenschau, sondern einer Kunstperformance glich Irina Dzhus' Präsentation im Kabbalah Center, in einem Setting inspiriert vom Letzten Abendmahl. Auch während sie ihre Kollektion “ANTICON” vorführte, war die Berlin Contemporary-Gewinnerin die gesamte Show über präsent, las Texte vor, die auf die Beine oder Arme der Models geschrieben waren, tanzte oder – ganz typisch für sie und ihr Label – transformierte ihre vielseitigen und emotionalen Entwürfe live. 

So verwandelte die Ukrainerin einen Look, bestehend aus einem weißen Bandeautop und schmal geschnittener Hose, in ein rekonstruiertes Neckholderkleid in Regenbogenfarben mit Pfotenapplikationen. Oder modellierte aus der Krempe eines bodenlangen Mantels eine an einen Heiligenschein erinnernde Gesichtsbedeckung.

Ihre Entwürfe bergen viele Details und Botschaften. Was steckt hinter “ANTICON”?
Die Kollektion erforscht die „Utopia-Codes“, die die Menschheit zur Erreichung von Glück erschaffen hat, und thematisiert gleichzeitig einen soziokulturellen Konformismus. Hinzu kommen persönliche und existenzielle Traumata. Es geht auch um die Korrelation zwischen dem natürlichen Wunsch nach Selbsterkenntnis und dem Drang nach Heimkehr, insbesondere aus der Perspektive von Migration und Anpassung.

Was ist diese Saison – aus modischer Sicht – besonders auffällig? 

Wir entsättigen und dekodieren den Regenbogen in Form von weißen gesteppten Oberflächen. Während die äußere Schicht der Kleidung klar bleibt, sind Taschen und das Innenfutter teilweise mit Strasssteinen und Schmuck verziert – als Hommage an meine eigene Erfahrung der Kriegsflucht und die herzzerreißenden Geschichten des Holocausts. 

Unerwartet leuchtende Farben, im Regenbogengradient, tauchen auf der Unterseite eines Unisex-Looks hervor. Warum? 

Diese 'geheimen' Farbexplosionen inmitten der völlig weißen Kollektion tragen eine lebensbejahende Botschaft. Sie sollen ein Zeichen sein, dass Einsicht ein Weg zu Heimat, Freude und damit Erfüllung sein kann. 

Welche sind Ihre Lieblingslooks?

Ein besonderes Highlight ist eine mehrreihige, sternförmige, übergroße Halskette, die entweder zu einem markanten Hut oder zu voluminösen, modularen Ärmeln umgestaltet werden kann.

Gab es diese Saison wieder eine besondere Kooperation? 

Als ukrainische Marke fühlen wir uns verpflichtet, unseren Landsleuten in diesen schwierigen Zeiten in Form von Arbeitsplätzen zu helfen. Obwohl wir als Label seit Beginn des Krieges in die EU umgesiedelt sind, wurde unsere Kollektion vollständig von ukrainischen Schneiderinnen gefertigt. Alle Personen, die an der Kollektion beteiligt waren, kommen aus der Ukraine, oft aus Kiew, und arbeiten von dort remote. 

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REBEKKA RUÉTZ

Die Runwayshow von Rebekka Ruétz fand in der Uber Eats Music Hall statt. 

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DANNY REINKE

Danny Reinke präsentierte seine SS25 Kollektion in der Uber Eats Music Hall. 

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MARCEL OSTERTAG

Die Runwayshow von Marcel Ostertag fand in der Uber Eats Music Hall statt. 

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METAMORPHOSIS TAG 2

In Zusammenarbeit mit Vogue Business und eBay präsentiert der Fashion Council Germany im Rahmen der Berlin Fashion Week die neue Vortragsreihe "METAMORPHOSIS - dialogues about change" powered by eBay. 

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Bildmaterial steht im offziellen Berlin Fashion Week Media Hub zur Verfügung.