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© William Fan, Caroline Kynast
© William Fan, Caroline Kynast

William Fan

Die Herbst/Winter 2024/25-Kollektion von William Fan wurde mit großer Spannung erwartet. Der erneute Gewinner des Berlin Contemporary-Preises hatte für Frühjahr/Sommer 2024 bereits den Lichthof des Walter Gropius Baus in eine spektakuläre Runway-Kulisse verwandelt. Nun trumpft er wieder mit einer mindestens genauso imposanten Showlocation: Erst einen Tag vor seinem Defilée enthüllte er, dass er seine Ready-to-wear in der Aufwärmhalle des Olympiastadions präsentieren würde. Eine Location, die thematisch das Leitthema seiner Kollektion perfekt unterstreicht. 

Was sich der Designer diese Saison gedacht hat, welche Materialien seine liebsten sind und wo er die Models für seinen Runway gerne castet, erzählt er hier. 

“Ich bin immer auf der Suche nach den größtmöglichen Kontrasten zwischen den einzelnen Kollektionsthemen, um unsere Core-Silhouetten weiterzuentwickeln. Zudem bauen meine Kollektionen immer aufeinander auf. Die letzte Kollektion, CEREMONY, widmeten wir dem Zusammenkommen zu gesellschaftlichen Festen und analysierten dabei kulturübergreifend unterschiedliche Dresscodes. Die neue Kollektion trägt den Titel OFF DUTY. Wie der Name bereits suggeriert, bewegt sie sich jenseits jeglicher Kleidungsnormen. Die Freizeit steht im Fokus und ermöglicht es, die eigene Identität ohne die Zwänge alltäglicher Rollenbilder in einem befreiten Zustand zu erleben. Das Styling schafft eine Balance zwischen der Betonung der Persönlichkeit und der Wahrung der Anonymität.

Die gesamte Kollektion strebt vor allem Unkompliziertheit an. Die Stoffe sind kofferfreundlich, das Styling ist bewusst reduziert, ganz im Sinne von OFF DUTY. Besonders herausragend ist die strukturierte Baumwolle, die in vielen bekannten und neuen Silhouetten zu finden ist. Die Komplettlooks aus dieser strukturierten Baumwolle sind meine persönlichen Favoriten, ideal für einen Tag im Urlaub und flexibel für verschiedene Gelegenheiten anzupassen.

Verwaschene, an Desserts erinnernde Farben verleihen den weit geschnittenen Silhouetten einen typischen Freizeit-Look, der durch die Einführung unserer neuen Sonnenbrillenkollektion in dieser Saison abgerundet wird. Um die Vielfalt Berlins widerzuspiegeln, haben wir auch diesmal viele Models direkt von den Straßen der Stadt gecastet."

“Ich bin immer auf der Suche nach den größtmöglichen Kontrasten zwischen den einzelnen Kollektionsthemen, um unsere Core-Silhouetten weiterzuentwickeln.” – William Fan

MARKE

Mario Keine, Gründer und Designer von MARKE, präsentierte seine Kollektion mit dem Titel "Allezeit bei mir" im Pressecafé am Alexanderplatz im NEWEST Showspace. Als Inspiration diente die Vorstellung, dass jeder Moment wie ein kleiner Talisman ist und im Laufe der Zeit eine Sammlung stiller Erinnerungen bildet. Nachdem Keine in der letzten Saison seine eigene Handschrift genauer untersucht hatte, setzt er nun den Reflexionszyklus fort und würdigt die Personen und Momente, die ihn beeinflusst haben, durch eine visuelle Hommage.

Welche Materialien, Farben, Silhouetten spielen bei MARKE diese Saison die Hauptrolle und warum?

Wie immer sind meine Materialien in der Kollektion zu 100% zirkulärer Herkunft, also komplett aus dem Over-und Deadstock italienischer Hersteller. In der Outerwear finden sich schwere Woll-/Kaschmir Mischungen wieder, die aber diesmal leichtere Volumen aufzeigen. Die Kollektion umfasst erstmals klassisches Tailoring, wie zum Beispiel einen Blazer in der Hourglass Silhouette, inspiriert vom klassischen Couture-Volumen der 50er. Dieses Zusammenspiel wird aber durch den Einsatz von Blautönen und Elementen aus der Workwear-Konfektion durchbrochen. Da die Kollektion der letzte Teil eines dreiteiligen Zyklus ist, ist das Farbkonzept analog zu den letzten Saisons in Navy, Weiß und Rosé gehalten. Ergänzt wird es durch Nuancen von gefrostetem Grau und Taupe und weist erstmals handgemalte Prints auf.

Was ist an "Allezeit bei mir" besonders signifikant?

Die historischen Referenzen, mit denen ich mich stark in meiner Recherchephase befasste, werden diesmal sehr offensichtlich visualisiert. In der vergangenen Saison waren diese noch eher subtil, diesmal sind sie optisch hervorgehoben. Ich setze visuell stärkere Kontraste ein, um den eklektischen Eindruck meiner Kollektion zu verstärken. Zudem spielt die Kollektion bewusst mit femininen Einflüssen, was den Unisexcharakter der Styles untermalt.

Welches sind Ihre drei Lieblingslooks? 

Meine drei Favoriten sind zum einen der Opening-Look, der trotz allem Purismus in Silhouette und Material dennoch eine von Taufkleidern inspirierte Opulenz ausstrahlt. Die beiden anderen Looks sind zum einen das Outfit bestehend aus einem Wollponcho und Rüschen-Accessoires, zum anderen eine Bomberjacke mit bemalter Hose in Eisgrau. Diese beiden Silhouetten zeigen sehr MARKE-typische Referenzen aus der Modegeschichte und verbinden Vergangenheit und Gegenwart zu einer zukunftsorientierten Melange.

Ein paar Gedanken zur Showlocation Pressecafé, zur Musikauswahl und den Models. Was war Ihnen hier wichtig?

Dank des NEWEST-Formats konnte ich die fabelhafte Location des Pressecafés nutzen, das sich gerade in einer Transit-Phase befindet. Mir gefällt diese Phase der Transformation eines geschichtsträchtigen Gebäudes, das nun für die Gegenwart interpretiert wird. Der Rohbau bot die passende Szenerie für das Konzept. Untermalt wurde die Show von den Werken der Dortmunder Künstlerin Alesha Klein. Sie hat eine Kulisse an Skulpturen erarbeitet, die wie Monumente wirken und als stille Beobachter all die Menschen aus unseren verschiedenen Lebensepochen symbolisieren. Die akustische Begleitung übernahm wie bereits in der letzten Saison Robert Eisinger. Diese verbindet alles, was das Ethos von MARKE ausmacht: Reduktion, Aufbau, eklektische Referenzen und Modernisierung von Historie.

Was ist Ihr persönliches Highlight dieser Saison?

Mein Highlight der Saison habe ich abseits des gesamten Kalenders erlebt. Das gesamte letzte Jahr hindurch und besonders diese Saison habe ich erleben dürfen, wie kooperativ der Umgang im Nachwuchs der deutschen Mode geworden ist. Trotz des internationalen Wettbewerbsdrucks hat man hier das Gefühl, dass die bedeutenden Themen Inklusion und Nachhaltigkeit nur durch kollektive Anstrengungen, gegenseitige Unterstützung und Zusammenhalt erreicht werden können.

Das gesamte letzte Jahr hindurch und besonders in dieser Saison habe ich erleben dürfen, wie kooperativ der Umgang im Nachwuchs der deutschen Mode geworden ist. Trotz des internationalen Wettbewerbsdrucks hat man hier das Gefühl, dass die bedeutenden Themen Inklusion und Nachhaltigkeit nur durch kollektive Anstrengungen, gegenseitige Unterstützung und Zusammenhalt erreicht werden können.” – Mario Keine, MARKE

BACK2BACK

Yolanda Zobel und Marcelo Alcaide präsentieren ihre Kollektion des Labels back2back ebenfalls im Rahmen des neuen Showcase-Formats Intervention. Der Name back2back reflektiert die Zusammenarbeit zwischen den Gründer:innen, die sich während ihrer gemeinsamen Zeit bei Courrèges kennenlernten. Beide möchten, dass kontinuierliches Experimentieren als Symbol für Freiheit und Befreiung betrachtet wird. Die Entwürfe der aktuellen Kollektion zeichnen sich durch ungewöhnliche Formen aus, die sich nicht von festen Regeln einschränken lassen.

Die aktuelle Kollektion umfasst urbane, Workwear-inspirierte Looks in schwarz und weiß. back2back dekonstruiert traditionelle Elemente der Herrenbekleidung und setzt diese in chaotischer Weise wieder zusammen. Diese utilitäre und fast uniformähnliche Herangehensweise verleiht den Kleidungsstücken eine einzigartige Note. Insbesondere die Erkundung traditioneller Herrenbekleidungselemente wie Trenchcoat, Bomberjacke, Overall, Zweiteiler, Hosen und Pullover bieten eine neue Perspektive auf die Mode.

Olivia Ballard

Olivia Ballards sehr sensible und intime Art, den Körper und die Identität mittels Stoffen, Drapierungen und Manipulationen zu erforschen, sorgte bereits während der letzten Berlin Fashion Weeks für Aufsehen. Für Herbst/Winter 2024/25 und als Berlin Contemporary-Gewinnerin beeindruckte die gebürtige New Yorkerin erneut und nahm ihre Gäste auch diese Saison mit auf ihre ganz eigene modische Erzählung. 

“Le Lit”, “Das Bett”, nennt sich die aktuelle Kollektion von OLIVIA BALLARD STUDIO, die um die Anziehungskraft des Betts und um Themen wie Sehnsucht, Sinnlichkeit und Einsamkeit kreist. Aufbauend auf ihre Herbst/Winter 2023 Ready-to-wear mit dem Titel “At Dusk”, die den Übergang vom Licht ins Dunkle und damit das schlüpfen in tröstliche Kleidungsstücke beschrieb, präsentiert “Le Lit” die nächste Phase: Wenn wir uns hinlegen und in der behüteten Umgebung unseres Bettes einen luziden Traum gleiten. 

“Das Bett steht im Vordergrund, als formales Element und thematisch roter Faden. Historisch ist das Bett ein Ort der Intimität und Verletzlichkeit. Diese Idee nutzen wir als Ausgangspunkt und erschaffen eine Art heilige Bühne, auf der ganz unterschiedliche Identitäten gefeiert werden. Gleichzeitig heben wir die Grenze zwischen dem Privaten und dem öffentlichen Raum auf,” erklärt Olivia Ballard. 

Die ersten Looks sind sehr eindeutig vom Bett inspiriert. Etwa zeigte die Designerin duvetartige Jacken in skulpturalen Formen. Oberteile sind mit Details von Matratzen-Polstern verziert und Kleider so drapiert, dass sie an zerknitterte Bettlaken erinnern. Geschichtete Kaschmir- und Seidenstoffe verwischen mühelos die Grenzen zwischen Legere und Couture. 

Plötzlich entwickelt sich die Kollektion in eine ganz andere Richtung – der luzide Traum beginnt: Der Fokus liegt nun auf Entwürfen, die recycelt, umgearbeitet oder kunstvoll verknotet sind. Alle Looks strahlen jetzt nicht mehr nur eine gewisse Schwere und Anmut aus, sondern vermitteln auch ein tiefes Gefühl von Freiheit und unverblümter Sinnlichkeit. Key-Accessoires der Kollektion: vor dem Körper getragene Kissen. 

Zu minimalistischer Livemusik, präsentierte Olivia Ballard ihre Ready-to-wear im NEWEST-Showspace, dem Pressecafé.

Gerrit Jacob

Gerrit Jacob zeigte nicht nur als erster Designer innerhalb des neuen Showcase-Formats Intervention, sondern eröffnete mit seiner Präsentation auch die Berlin Fashion Week. Das von der Berliner und Mailänder Kommunikationsagentur Reference Studios unter der Leitung von Mumi Haiati konzipierte Event hat es sich zum Ziel gesetzt, nationale und internationale Designer nahtlos in den offiziellen Kalender der BFW zu integrieren und damit eine neue Ära kollaborativer Kreativität einzuläuten. 


Jacob zeigte vor allem streetwearige Komplett-Looks mit neonfarbigen Airbrush-Katzen-Techno-Prints. Im Mittelpunkt seiner Mode steht die einzigartige Fusion aus Handwerk und Innovation. Inhaltlich spielen Themen wie Identität und Selbstverwirklichung eine wichtige Rolle. Mit seinen Designs lädt Gerrit Jacob Träger:innen ein, sich selbst zu entdecken, die eigene Individualität zu feiern, ihre einzigartigen Geschichten anzunehmen und Verbindungen zur Welt um sie herum zu knüpfen.

DER BERLINER SALON

Einzigartiges und exzellentes Handwerk aus Deutschland steht auch in dieser Saison wieder im Fokus des Berliner Salons. Erneut dienten die imposanten Räume des Kronprinzenpalais als Ausstellungplattform für die insgesamt 39 Teilnehmer:innen. Darunter etwa das ukrainische Newcomerlabel PLNGNS, welches zeigt, wie innovativ und zeitgenössisch die Nutzung von re- und upcycelten Materialien sein kann. Oder HAP Ceramics, die junge in Düsseldorf ansässige Brand von Maxi Hoffmann, die ihre kunstvollen Keramik-Kreationen präsentierte. Neben Mode- und Interior-Designer:innen sind auch Beautybrands mit außergewöhnlichen Konzepten Teil des Berliner Salons. Etwa Lacueor, eine Clean-Beauty-Marke, die Körper und Geist in Einklang bringen möchte – und das nachhaltig, dank organischer, aktiver Inhaltsstoffe und ohne Mensch, Tier oder Umwelt zu schaden. 

Die Kuration der diesjährigen Teilnehmer:innen durch Christiane Arp, Vorstandsvorsitzende des Fashion Council Germany, in Zusammenarbeit mit Markus Kurz, Geschäftführer von Nowadays, erfolgte unter besonderem Aspekt der Nachhaltigkeit und dem Fördergedanken des Berliner Salon und repräsentiert einen breit gefächerten Mix junger aufstrebender Designer:innen.

“Es macht jede Saison aufs Neue unglaublich Spaß, den Salon aufzubauen. Als wir die Veranstaltung vor 18 Jahren ins Leben gerufen haben, gab es die Bühne für die Designer:innen noch nicht, die die Mode braucht, um sich zu kommunizieren. Wir freuen uns darüber, dass Berlin und die BFW inzwischen so viele Bühnen bieten.” Christiane Arp, Vorstandsvorsitzende Fashion Council Germany.

„Der Berliner Salon steht als langfristige Plattform, wie kein anderes Format, für den Austausch der Branche und setzt somit ein Statement für den Modestandort Deutschland. Wir freuen uns, auch diese Saison mit der Gruppenausstellung innerhalb der Berlin Fashion Week vertreten zu sein”, so Marcus Kurz, Geschäftsführer Nowadays. 

Diese Saison wird Der Berliner Salon um ein Ausstellungskonzept erweitert: Neben der Gruppenausstellung im Kronprinzenpalais werden die einzigartigen Entwürfe von Designerin Karen Jessen in Kooperation mit und in der Feuerle Collection ausgestellt. Zu sehen ist die von Desirée Feuerle kuratierte, in Zusammenarbeit mit dem Fashion Council Germany und Nowadays entstandene Ausstellung, am 7. Februar von 17.30 Uhr bis 19:00 Uhr.
 

The Feuerle Collection
Hallesches Ufer 70 

(by invitation only)


Ermöglicht wird die Nachwuchsförderung dank der fortwährenden Unterstützung durch die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe.

Bildmaterial steht im offziellen Berlin Fashion Week Media Hub zur Verfügung.